Copyright: Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe / Markus Dietz
Was ist die Herausforderung?
Rund 2 Prozent der Landesfläche Deutschlands soll perspektivisch Wildnis werden. Damit das gelingt, müssen größere Flächen, in der Regel ab 1.000 bzw. 500 ha aufwärts, wieder sich selbst überlassen werden. Da zusammenhängende Flächen in dieser Größenordnung selten sind, fördert der Wildnisfonds auch die Erweiterung bestehender Flächen.
Die NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“ hat als Beitrag zur Umsetzung des 2 Prozent-Wildnisziels der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) Nutzungsrechte im Umfang von 176 ha in Teilen des Stadtwaldes von Hungen im Waldwildnisgebiet „Westlicher Vogelsberg“ in Mittelhessen gekauft. Die drei Teilflächen grenzen direkt an eine Kernfläche im Staatswald an, die von Hessen-Forst vollständig aus der forstlichen Nutzung entlassen wurde. Im Dezember 2020 konnten bereits mit Hilfe des Wildnisfonds die Nutzungsrechte des Laubacher Waldes erworben werden, so dass auf diese Weise ein Wildnisgebiet mit einer Größe von 1.024 ha entsteht.
Kartenansicht des Projektes

Was zeichnet die Fläche aus?
Die Wildnisfläche liegt in den Gemarkungen Langd und Villingen im Landkreis Gießen, an den westlichen Hängen des Vogelsbergs, eines vor mehr als 7 Millionen Jahre aktiven Vulkangebiets, welches aus einer Vielzahl sich überlagernder Vulkane und Basaltströme besteht, zentral in einem größeren Waldgebiet und frei von technischen Infrastrukturen und öffentlichen Verkehrswegen. Gegenwärtig ist eine Ausweisung als Naturschutzgebiet in Vorbereitung, in die auch die Waldfläche des Stadtwaldes Hungen integriert wird. Die Flächen der Stadt Hungen verbinden nun vollständig alle gesicherten Teilwildnisflächen, so dass eine zusammenhängende Waldfläche im Umfang von 1.200 ha entsteht, in der die forstliche Nutzung eingestellt und die Wildnisdynamik zugelassen wird.
Gut 28 Prozent der Waldfläche sind älter als 120 Jahre. Insgesamt zeichnet sich das Projektgebiet durch eine hohe Nährstoffverfügbarkeit aus, entsprechend mächtig und hoch (bis 40 m) wachsen die älteren Buchen und Eichen. Kleinflächig kommen auch flachgründige, meist trockene Standorte mit nur geringer Lehmauflage vor, was die Standortvielfalt erhöht.
Die Artenvielfalt im Gebiet und den umgebenden Flächen ist überdurchschnittlich hoch mit zahlreichen nach FFH-RL geschützten Tier- und Pflanzenarten sowie Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands (z.B. Wochenstubenkolonie der Bechsteinfledermaus, Schwarz-, Grau- und Mittelspecht, Laubfrosch, Feuersalamander, Kammmolch).
Der Projektplan sieht vor, im Gebiet die forstliche Nutzung einzustellen, die Jagd an die Gegebenheiten des Wildnisgebietes anzupassen und die Natur wieder weitestgehend sich selbst zu überlassen. Um dies sicherzustellen wird die NABU-Stiftung ein Wildtiermanagementkonzept erstellen.
Mit Hilfe der Projektgelder konnten die Nutzungsrechte an 16 Flurstücken erworben sowie die erforderlichen Verwaltungsakte bezahlt werden.