Reduzierung von Meeresmüll: Was sind die konkreten Herausforderungen in den Ländern Nordafrikas?
Die Abfallerzeugung hat in den nordafrikanischen Ländern wie Ägypten, Marokko und Algerien deutlich zugenommen und in Tunesien muss die Abfallsammlung und Abfallbehandlung noch weiter verbessert werden. Neben dem sehr hohen Pro-Kopf-Plastikverbrauch durch die Bevölkerung und damit verbundenem hohen Abfallaufkommen, trägt die Tourismusbranche saisonal ebenfalls dazu bei. Touristen erzeugen bis zu doppelt so viel Abfall pro Kopf und Tag (2,6 kg) wie Einwohner (0,6 - 1 kg). Erhebliche Mengen dieser Abfälle landen an Stränden und im Meer. Die weitere Urbanisierung der Küstenregionen und die steigenden Tourismuszahlen sind Faktoren, die diese Probleme verstärken. Das Bewusstsein in der Bevölkerung, aber auch in der Tourismusbranche für eine notwendige Plastikabfallreduzierung ist gering. Ansätze, wie beispielsweise gemeinsame Müllsammelaktionen, Zertifikate für nachhaltiges Wirtschaften oder Citizen-Science Projekte sind kaum bekannt.
Welchen Beitrag leistet das Projekt zur Reduzierung von Meeresmüll?
Mit TouMali (Tourism Marine Litter) sollen der Plastikabfallanteil aus dem Tourismus reduziert und unvermeidbare Abfälle recycelt und wiederverwendet werden.
Dafür soll zunächst eine allgemeine Bewertung der Verschmutzung durch Meeresmüll an ausgewählten Stränden durchgeführt werden. Auch die Entsorgung fester Abfälle und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung dieser Abfälle soll die Grundlage für das weitere Vorgehen sein.
Im Mittelpunkt von TouMali steht die Arbeit mit den verschiedenen Zielgruppen aus Politik, dem öffentlichen und privaten Sektor (Umweltbehörden und Tourismusindustrie) sowie der Bevölkerung in den Beispielregionen. Effektive Lösungen können hierbei nur entstehen, wenn die verschiedenen Interessenslagen und Verantwortlichkeiten gegenseitig aufgezeigt und verstanden werden. Unter intensiver Einbeziehung der Akteure werden daher in einem nächsten Schritt die rechtlichen, organisatorischen, finanziellen und technischen Lösungen analysiert, ihre Umsetzung vorangebracht und überwacht. Mit den gemeinsamen Vermeidungsmaßnahmen soll die Strandmüllmenge in den Beispielregionen um 80 Prozent reduziert werden.
Die Umsetzungspartner*innen aus Europa und Nordafrika stellen gemeinsam - und unterstützt von den verantwortlichen Ministerien und Forschungsinstituten vor Ort - den Kapazitätsaufbau bereit und fördern mit regelmäßigen Angeboten die Bewusstseinsbildung für Plastikabfälle aus dem Tourismus. So soll die lokale Bevölkerung nach Ende des Projekts in der Lage sein, ein langfristiges Monitoring der Wirksamkeit von Maßnahmen selbst durchzuführen. Hotels, Gemeinden und andere Partner*innen können nach erfolgreicher Umsetzung von Maßnahmen die Blaue Flagge (Umweltzeichen für nachhaltigen Tourismus) als Zeichen für hohe Qualitätsstandards beim Abfallmanagement in den Küstenregionen erhalten. Außerdem ist ein Mechanismus für eine „Erweiterte Produzentenhaftung“ (EPH) gemeinsam mit Verwaltung, Unternehmen und Abfallmanagern im Aufbau.
Die gefundenen Ergebnisse sollen mit benachbarten Gemeinden und Regionen ausgetauscht werden, um eine weitreichende Wirkung des Projekts zu erzielen. Aktivitäten werden auf überregionalen Workshops diskutiert und Ansätze in der Umsetzung gemeinsam beschlossen. Trainings für lokale Akteur*innen zu Strandmonitoring und Abfallmanagement unterstützen den Prozess der Wissensvermittlung und die Bereitschaft, Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen umzusetzen.