Hintergrund des Projekts
Durch Nachhaltigkeit im Finanzsystem sollen private Investitionen den Wandel zu einer (ökologisch) nachhaltigen Wirtschaft fördern. Dieser Grundgedanke klingt so einfach wie überzeugend. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Verbindung der komplexen Themen Finanzmärkte und Nachhaltigkeit die verschiedenen Akteur*innen regelmäßig vor neue Herausforderungen stellt. Dies gilt für Sparer*innen, Anleger*innen, Vermögensverwalter*innen und Unternehmen als Zielgruppen des geplanten Projekts. Gerade auf lokaler und regionaler Ebene fehlt es den Akteur*innen oft an Orientierung und einer Strategie, um den eigenen Nachhaltigkeitsanspruch mit den (neuen) regulatorischen Anforderungen auf europäischer und nationaler Ebene effektiv umzusetzen.
In Umfragen betonen die Akteur*innen, dass ihnen eine umweltfreundliche Form der Investition wichtig ist – auch im Finanzbereich. Private Sparer*innen und professionelle Anleger*innen kennen jedoch oft keine verlässlichen Informationsquellen zu nachhaltigen Spar-, Vorsorge- und Anlageprodukten (und auch ihre Finanzberater*innen nicht). Vermögensverwalter*innen können mit der Dynamik der aktuellen Regulierung und den daraus resultierenden Anforderungen an nachhaltige Finanzen kaum Schritt halten und sind auf der Suche nach den für sie relevanten Informationen. Schließlich sehen sich die Unternehmen mit neuen Verpflichtungen zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte konfrontiert, um den Informationsbedarf des Finanzsektors bedienen zu können. Nicht zuletzt sind sich die Entscheidungstragenden in der regionalen Politik und Verwaltung nur teilweise der Möglichkeiten bewusst, die Nachhaltigkeit im Finanzsystem für eine nachhaltigere Entwicklung in ihren Regionen bietet, um mehr und besseren Umweltschutz zu finanzieren.
Projektziele und -maßnahmen
In allen beteiligten Ländern gibt es auf nationaler Ebene Initiativen, die Finanzen stärker als bisher auf einen ökologischen Wandel auszurichten. Um diese nationalen Maßnahmen effektiver zu gestalten, müssen sie auf regionaler Ebene ergänzt werden, um die Menschen der Zielgruppen vor Ort in ihrem persönlichen Umfeld zu motivieren, zu informieren und gezielt zu vernetzen, um noch mehr Wirkung zu erzielen.
Hier setzt das Projekt „turnaround money“ mit allen Partner*innen sowie ihren Regionen an: Durch Motivation, Aufklärung und Vernetzung sollen lokale Entscheidungsträger*innen und Multiplikator*innen, ausgehend von vier europäischen Modellregionen, in die Lage versetzt werden, selbst wirksame, nachhaltige Finanzstrategien umzusetzen, für die Verbreitung in ihrer Region zu sorgen und damit den Umweltschutz entscheidend zu unterstützen. Der derzeitige regulatorische „Top-Down“-Ansatz der EU soll so durch einen zivilgesellschaftlichen „Bottom-Up“-Ansatz aus der Region ergänzt werden.
Zu diesem Zweck gehören zu den Projektmaßnahmen: Analyse von regionalen Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsentwicklungsplänen, Einbindung von Multiplikatoren und Entscheidungsträger*innen durch persönliche Befragungen, darauf aufbauende Workshops (zwei pro Region) und die Entwicklung von „turnaround money-Aktionsplänen“.
Die entwickelten Aktionspläne stellen mit den Akteur*innen abgestimmte Maßnahmenkataloge dar. Durch diesen partizipativen Ansatz ist die Chance sehr hoch, Maßnahmen zur nachhaltigen Finanzierung umzusetzen, was wiederum den Umweltschutz voranbringt.
Der „turnaround money“-Ansatz basiert auf den positiven Erfahrungen mit kommunalen, partizipativen Klimaschutzplänen in Deutschland, die es seit fast 30 Jahren gibt und die als wichtige Transformationszonen nationaler Anstrengungen zur Umsetzung vor Ort beigetragen haben bzw. immer noch beitragen. Das Projekt zielt darauf ab, analoge Pilotregionen zu schaffen, die den Akteur*innen anderer Regionen später als Modell für viele weitere lokale Aktionspläne zum Thema Nachhaltigkeit im Finanzsystem dienen.