Hintergrund des Projekts
Die Arktis spielt eine wesentliche Rolle für die Erhaltung der Ökosysteme weltweit. Gleichzeitig wachsen die wirtschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und touristischen Interessen an der Arktis und haben weitreichende Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme und damit auf die Lebensgrundlagen der Bewohner*innen. So erhöht beispielsweise die zunehmende Intensität der Schifffahrt das Risiko, dass Schadstoffe und invasive Arten in den Arktischen Ozean getragen werden. Auch die Erkundung, der Abbau und der Transport von Ressourcen haben das Potenzial, erhebliche Umweltverschmutzungen zu verursachen. Dadurch werden nicht nur die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung geschädigt, sondern auch die Kultur und der soziale Zusammenhalt in der Arktis beeinträchtigt. Die Auswirkungen und Herausforderungen können sich gegenseitig verstärken und sind komplex. Infolgedessen ist eine Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Arktis erforderlich, um weitere negative Auswirkungen zu vermeiden und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Indigenes Wissen ist unverzichtbar für den Schutz, die Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität und die Bewahrung der biokulturellen Vielfalt in der Arktis.
Das Recht indigener Völker Entscheidungen und Projekte, die ihr Land, ihre Lebensgewohnheiten und ihre Lebensweise betreffen, selbst zu kontrollieren, wurde in internationalen Erklärungen anerkannt. Gemeinschaftliche und kollaborative Methoden bieten vielversprechende Ansätze für die Planung und Umsetzung von effektiveren Projekten zur Stärkung der biokulturellen Vielfalt.
In den letzten zehn Jahren wurden bereits vermehrt gemeinschaftliche und dekolonialistische Methoden in Forschungs- und Umweltprojekten in der Arktis eingesetzt. Forschungsprojekte, die auf Zusammenarbeit und Kollaboration beruhen, respektieren die Rechte indigener Völker und bergen ein enormes Potenzial, die Qualität der Ergebnisse von Forschungs- und Umweltprojekten zu verbessern. Gemeinschaftliche Forschungs- und Umweltinitiativen machen jedoch weiterhin nur einen kleinen Teil der in der Arktis durchgeführten Projekte aus.
Projektziele und -maßnahmen
Dávgi bedeutet „Bogen“ in der Sprache der Nordsámi. Das Dávgi-Projekt zielt darauf ab, eine Grundlage für den Austausch von Wissen und Fachkenntnissen zu schaffen, um die Kollaboration zwischen den Inhaber*innen indigener Rechte, Umwelt- und anderen Nichtregierungsorganisationen, lokalen Interessengruppen, Forscher*innen und politischen Entscheidungsträger*innen zu verbessern und so den Schutz und die Wiederherstellung der biokulturellen Vielfalt in der Arktis zu stärken. Zu diesem Zweck richtet sich das Projekt auf drei Ebenen an die Akteuri*nnen:
Ein Teil des Projekts ist der Aufbau eines Netzwerks aus Umwelt- und anderen Nichtregierungsorganisationen, Institutionen, Universitäten und Organisationen für die Rechte indigener Völker in Europa, das die Grundlage für eine verbesserte Kollaboration und Wissensaustausch bilden soll. Die Projektpartner*innen erleichtern den internen Austausch und den Zugang zu Projektworkshops, um Erfahrungen und Fachwissen zusammenzuführen und Schwerpunktthemen für den weiteren Wissensaustausch und -transfer zu identifizieren.
Des Weiteren wird es Workshops sowie eine internationale Konferenz geben, die es den Teilnehmenden ermöglichen, Ansätze für die Zusammenarbeit zu diskutieren. Im Rahmen des Projekts werden spezifische Themenbereiche festgelegt. Auf der Grundlage dieser Maßnahmen werden wissenschaftliche Publikationen, Präsentationen und Leitlinien veröffentlicht, um die Erkenntnisse zu verbreiten.
Schließlich ist der Aufbau einer Plattform für den Wissensaustausch mit in der Arktis lebenden Gemeinschaften geplant, um gegenseitiges Lernen im Hinblick auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten einer verbesserten Kollaboration zu ermöglichen.
Hinweis zur Verortung des Projekts
Sápmi ist die historische und gegenwärtige Heimat des Volkes der Sámi, ein Gebiet, das heute von Norwegen, Schweden, Finnland und Russland beansprucht wird; Deutschland ist ein europäischer Staat. Das Projekt setzt sich mit anhaltenden kolonialen Machtungleichgewichten in der Erzeugung und im Austausch von Wissen von und über Menschen, Orte und Umgebungen auseinander, was mithin darin Ausdruck findet, dass hier für beide projektbeteiligten territorialen Einheiten gleichermaßen eine Definition angegeben wird.