Hintergrund des Projekts
Die anhaltende Klimakrise und die zunehmende Erschöpfung der natürlichen Ressourcen machen auch bei der Ernährung Entscheidungen notwendig, die den Planet Erde schonen. Denn die Produktion von Lebensmitteln ist eine treibende Kraft für den Klimawandel. Mehr als 40 Prozent der eisfreien Fläche der Erde werden für die Landwirtschaft genutzt. Vor allem tierische Lebensmittel sind von zentraler Bedeutung für die Auswirkungen der Ernährung auf den Planeten. Immer mehr Menschen erkennen an, dass der Konsum von tierischen Proteinen deutlich reduziert werden muss, um die Klimaschutzziele zu erreichen, Ernährungsgerechtigkeit zu gewährleisten, die globale Artenvielfalt zu schützen und die menschliche Gesundheit zu verbessern. Dies gilt insbesondere für Industrieländer mit traditionell hohem Fleischkonsum.
Hülsenfrüchte sind eine ganz besondere, vielfältige Gruppe von eiweißreichen Pflanzen, die dem Menschen helfen können, sich umweltverträglicher und gesünder zu ernähren. Sie schützen das Klima, weil sie eine natürliche Quelle für Stickstoffdünger sind, erhöhen die Pflanzenvielfalt und unterstützen gleichzeitig eine nachhaltige, gesunde Ernährung. Trotzdem werden Hülsenfrüchte in europäischen Betrieben nur selten angebaut, obwohl Bohnen (einschließlich Sojabohnen), Erbsen und Lupinen in Europa genauso gut wachsen wie in anderen Regionen der Erde. Stattdessen konzentrieren sich die meisten europäischen Landwirt*innen, die Ackerkulturen anbauen, auf Getreidesorten wie Weizen und Mais. Einerseits besteht mit dem (industriellen) Anbau die größte Erfahrung. Andererseits spielt beispielsweise Mais in der Tierproduktion eine wichtige Rolle als Tierfutter und als Kultur mit hoher Stickstoffverträglichkeit bei der Gülleentsorgung.
Die europäischen Landwirt*innen benötigen große Mengen an pflanzlichem Eiweiß und Land für die Viehzucht und -produktion: Etwa 60 Prozent des in der EU angebauten Getreides werden an Tiere verfüttert und Europa ist bei den meisten tierischen Erzeugnissen selbstversorgend. Dieses Getreide enthält jedoch nicht genügend Eiweiß bzw. nicht die beste Eiweißqualität für die Hochleistungstierproduktion und ist deutlich teurer als Importfutter. Um dies auszugleichen, importiert die EU Sojabohnen hauptsächlich aus Südamerika und trägt dadurch – mittelbar – zur Abholzung der Primärwälder in diesen Ländern bei. Dieses Lebensmittelsystem ist also nicht im Gleichgewicht mit dem Erhalt der globalen Biodiversität und nicht nachhaltig. Ein Wandel ist erforderlich.
Projektziele und -maßnahmen
Das „Global Bean Project“ ist ein internationales Austauschprojekt, das einen weltweiten „Do-it-yourself“-Ansatz vorschlägt und Hülsenfrüchte als bewährte, nachhaltige und gesunde Proteinquellen präsentiert, Bodenverbesserungsmittel aufzeigt und Vertreter*innen der globalen biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft vorstellt.
Ziel des Projekts ist es, die Öffentlichkeit für die vielfältigen ökologischen und gesundheitlichen Vorteile des Anbaus und Verzehrs von Hülsenfrüchten zu sensibilisieren und Unterstützung und Motivation zu bieten, damit Hülsenfrüchte einen festen Platz bei den Konsumgewohnheiten, der Gartenarbeit und in der Bildung bekommen. Das Projekt will Hülsenfrüchte als hervorragende Eiweißquellen fördern, die den Fleischkonsum zum Wohle der menschlichen Gesundheit und der Umwelt reduzieren oder ersetzen können. Darüber hinaus soll das Projekt die Vielfalt von Bohnen, Linsen, Erbsen und anderen Hülsenfrüchten nicht nur als Grundlage reichhaltiger und vielfältiger regionaler Kulturen und Traditionen in den europäischen Küchen zeigen, sondern auch als Inspiration für neue, innovative Lebensmittelprodukte in ganz Europa dienen. Zu diesem Zweck will das Projekt das Fachwissen von bereits bestehenden Netzwerken und Institutionen für weitere Interessierte zugänglich machen. Dazu hat das Projekt eine europäische online-Community aus Expert*innen, sowie Enthusiast*innen für Anbau, Verwendung und Zubereitung von Hülsenfrüchten aufgebaut.
Die Community bringt mehr als 50 Partner*innen aus ganz Europa zusammen, die durch transdisziplinäre und transeuropäische Veranstaltungen ermutigende Erfahrungen und einzigartiges Wissen über den Anbau und Konsum von Hülsenfrüchten austauschen. Zu diesem Netzwerk, das auch mit Partner*innen in Kenia, Indien und den USA zusammenarbeitet und aus der europäischen somit auch eine „Global Bean Community“ macht, gehören Nichtregierungsorganisationen, Institutionen und Unternehmen, die in den Bereichen Umweltschutz, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Gartenbau und Saatgutaufbewahrung, Kochen sowie ökologischer und agroökologischer Konsum und Anbau tätig sind.
Maßnahmen und Veranstaltungen des „Global Bean Project“:
Kurze Informationsblätter, gemeinsame Verbreitung von Informationen über die große botanische, ackerbauliche und kulinarische Vielfalt von Hülsenfrüchten und ihr Potenzial, sowohl auf populärer als auch auf wissenschaftlich differenzierter öko-logischer und ökotrophologischer Ebene.
- Monatliche öffentliche Online-Vorträge und monatliche Austauschveranstaltungen der Partnergemeinden.
- Gemeinsame Kocherfahrungen und Austausch von Rezepten durch Online-Kochveranstaltungen mit Köch*innen sowie Küchen aus verschiedenen Ländern.
- Internationaler Schaugarten für Hülsenfrüchte in ganz Europa und darüber hinaus mit verschiedenen lokalen und exotischen Sorten, die den Fortschritt ihrer Kulturen mit Videos und Fotos zeigen.
- Praktische Anbauanleitungen für verschiedene Leguminosen, online verfügbar.
- Online-Repositorium, Einrichtung einer offenen und ökologisch, ackerbaulich und ökotrophologisch kuratierten Video- und Webseitensammlung und Wissensdrehscheibe zu Anbau, Verwendung und Zubereitungsmethoden, regionaler Vielfalt und ökologischen Auswirkungen von Hülsenfrüchten.
- Virtuelle Saatgutfestivals, gefolgt von Versand und Austausch von echtem Saatgut.