Beim ersten Kamingespräch der KI-Ideenwerkstatt am 9. Februar 2023 haben sich die Teilnehmenden über sozio-ökologische digitale Souveränität ausgetauscht.
Beim ersten Kamingespräch der KI-Ideenwerkstatt am 9. Februar 2023 haben sich die Teilnehmenden über sozio-ökologische digitale Souveränität ausgetauscht, also die Möglichkeit und Fähigkeit, digitale Technologien für sozial-ökologische Ziele einzusetzen. Schon seit längerem leisten Maker-Spaces und offene Werkstätten in Deutschland wichtige Beiträge, um den souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu stärken und Umweltprobleme vor Ort anzugehen.
Digitale Teilhabe und Souveränität im Kontext von Maker-Spaces
In einem Impulsvortrag beleuchtete Bianca Herlo, Postdoc an der Universität der Künste Berlin (Design Research Lab) und Forschungsgruppenleiterin am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft, die digitale Teilhabe und Souveränität im Kontext von Maker-Spaces, Labs und offenen Werkstätten sowie nachhaltiges Design im Kontext des digitalen Wandels. Design versteht Herlo in ihrer Forschung nicht als die Gestaltung von Produkten im traditionellen Sinne, sondern von Prozessen und Systemen, von Situationen und Möglichkeiten, die zu mehr Teilhabe führen.
Sie untersucht unter anderem die Verflechtung von Design mit sozialen Ungleichheiten in einem breiten Spektrum von Bereichen wie Geschlecht, Klasse und Herkunft, aber auch im Hinblick auf Privatsphäre, Gendergerechtigkeit oder digitalem Kolonialismus. Hintergrund sei immer die Frage, wie eine gerechtere, nachhaltigere Digitalisierung gestaltet werden könne und woran sich dies festmachen ließe.
Herlo stellte zudem das Berlin Open Lab vor, das einen experimentellen Raum für transdisziplinäre Forschungsprojekte an der Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Kunst bietet. Dort gehe es nicht um die Entwicklung neuer Produkte, sondern darum, Menschen an neue Technologien heranzuführen und dabei kritische Fragen zu stellen.
Offene Werkstätten als Orte der Partizipation
Maximilian Voigt, Projektleiter des Prototype Fund Hardware bei der Open Knowledge Foundation und Vorstandsmitglied beim Verbund Offener Werkstätten, stellte in seinem Impulsvortrag die Arbeit der Offenen Werkstätten vor. Etwa 400 Einrichtungen in Deutschland sind in dem Verbund organisiert. Sie definieren sich als Orte des Handwerks, der computergesteuerten Fertigungsverfahren und digitalen Technologien, die mitgestaltet und genutzt werden können.
Wesentliche Merkmale sind ein niederschwelliger Zugang, das Teilen von Wissen und Dingen sowie das Ermöglichen von Partizipation. Die Werkstätten seien vielfältig und unterschiedlich organisiert von Repair-Cafés über Nähwerkstätten, Hackerspaces oder Bibliotheken, als Vereine oder Genossenschaften. Ihnen allen gehe es um die gemeinsame Aneignung von Technik und Technologien und den kritischen Umgang damit. Künstliche Intelligenz ist dabei eines der genutzten Werkzeuge.
Beim anschließenden Austausch mit dem Publikum wurde diskutiert wie Maker-Spaces und Werkstätten wirklich zu offenen und partizipativen Orten gemacht werden können. Leitfragen waren unter anderem: Welche Voraussetzungen müssen Maker-Spaces und offene Werkstätten erfüllen, um die Zivilgesellschaft bei der Erhebung und Auswertung von Umweltdaten zu unterstützen und wie könnte der Erfolg bemessen werden? Wie können Maker-Spaces und offene Werkstätten der Zivilgesellschaft dabei helfen, aus den erhobenen Daten mithilfe digitaler Tools (z.B. Data Science, ML) weitere Erkenntnisse zu erlangen? Und welche Rolle spielen open data und open code bei der erfolgreichen Umsetzung zivilgesellschaftlicher Umweltschutzprojekte?
Als erfolgreiches Beispiel für eine konkrete Umsetzung wurde die Messung von Feinstaub durch Ehrenamtliche des OK Labs in Stuttgart genannt. Hier hat der DIY-Bau von bezahlbaren open-source-Feinstaub-Sensoren die gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung für alle Bürgerinnen und Bürger sichtbar gemacht.
Zur Veranstaltungsreihe
Bei der Veranstaltungsreihe „Kamingespräche“ geht es darum, die vielfältigen Implikationen des zivilgesellschaftlichen Engagements in den Bereichen Umweltdaten, Data-Science und KI-Entwicklung für die sozial-ökologische Transformation zu diskutieren. Ein Thema sind beispielsweise die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz in verschiedenen Transformationsfeldern für den Umweltschutz.
Anders als bei der bestehenden Veranstaltungsreihe „Werkstattgespräche“ stehen hier nicht einzelne Projekte und Technologien im Fokus, sondern wir werfen einen übergeordneten Blick auf sozio-technische Trends aus ökologischer Perspektive. Dabei sollen Impulse gesetzt sowie Debatten verstärkt und initiiert werden. Das Format findet zunächst online statt, perspektivisch ist eine hybride Umsetzung angestrebt.