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Pilotvorhaben in Schleswig-Holstein

geschlossen
Schilfhalme vor einer Moorandschaft

Klimafarm - ökonomisch und ökologisch tragfähige moorbodenerhaltende Grünlandbewirtschaftung

Zuwendungsempfänger

Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein; Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Verbundvorhaben)

Maßnahmenflächen

Klimafarm in Erfde (Kreis Schleswig-Flensburg); mehrere Einzelflächen in der Eider-Treene-Sorge-Niederung in den Landkreisen Schleswig-Flensburg, Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde (Schleswig-Holstein)

Größe der Maßnahmenflächen

Insgesamt ca. 405 Hektar

Gesamtfördervolumen

Insgesamt fördert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) vier Verbundvorhaben zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Moorböden mit rund 50 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Mittel werden über den Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung bereitgestellt.

Stichworte

Moorbodenschutz, Wiedervernässung, nasse Bewirtschaftung, Klimaschutz

Laufzeit

laufend

28.12.2021 bis 27.12.2031

Fördervolumen

12.402.062,34 €

Wiedervernässung im Ellerortsmoor durch Grabenverschluss und Entfernung von Drainagen

Was sind die Inhalte des Projekts?

Das Verbundvorhaben Klimafarm erprobt die nasse Bewirtschaftung von Grünlandflächen auf Moorböden in der Praxis. In Erfde (Kreis Schleswig-Flensburg) richtet die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zu diesem Zweck die Klimafarm als landwirtschaftlichen Modellbetrieb ein. Etwa 298 Hektar trockengelegter, landwirtschaftlich genutzter Moorflächen werden im Rahmen des Vorhabens wiedervernässt. Auf diesen Flächen und weiteren 107 Hektar wird Mahdgut von nassen Grünlandflächen gewonnen. Dabei sollen geeignete Verfahren zur Ernte, für den Abtransport des Ernteguts sowie zur Herstellung und Vermarktung von Folgeprodukten sowie entsprechende Verwertungs- und Wertschöpfungsketten näher untersucht werden, etwa die Veredelung von Gras bzw. Graspellets zu Pflanzenkohle. Landwirtinnen und Landwirten sollen lohnende Alternativen zur herkömmlichen Nutzung aufgezeigt werden, um mehr Akzeptanz für die klimafreundliche Bewirtschaftung nasser Böden zu schaffen. Das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel begleitet das Vorhaben wissenschaftlich, etwa durch fortlaufende Messungen von Wasserständen, Treibhausgasemissionen und ein Monitoring der Biodiversität. Die enge wissenschaftliche Begleitung soll eine breite Datengrundlage zu Treibhausgasemissionen aus Moorböden schaffen. Daraus soll ein Tool entwickelt werden, das mithilfe künstlicher Intelligenz eine verbesserte Abschätzung zukünftiger Treibhausgaseinsparungen durch die Wiedervernässung von Moorflächen ermöglichen soll.

Welche Flächen umfasst das Vorhaben?

Die Projektgebiete und die ca. 405 Hektar großen Maßnahmenflächen befinden sich in der Eider-Treene-Sorge-Niederung, Schleswig-Holsteins moorreichster Region. In der etwa 500 Quadratkilometer großen, durch die beiden letzten Eiszeiten geprägten Flusslandschaft befinden sich rund ein Drittel aller Moorflächen des Landes. Große Teile der Hoch- und Niedermoorböden wurden in der Vergangenheit für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt, sie werden vor allem zur Futtergewinnung für die Milchviehhaltung genutzt. Die Entwässerung der Moorböden führte in den letzten Jahrzehnten zu massiven Bodensackungen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachteilige Folgen haben. Durch Torfabbau infolge der Entwässerung gelangten große Mengen vorher gebundenen Kohlenstoffs in Form des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre, zudem verringerte sich die Artenvielfalt. Die ausgewählten Maßnahmenflächen sind im Besitz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und befinden sich in einem Umkreis von etwa 15 Kilometern zur KlimaFarm.

Was sind die Ziele?

Das Vorhaben leistet einen direkten Beitrag zum Klimaschutz. Das THG-Minderungspotential durch die Wiedervernässung und anschließende nasse Bewirtschaftung liegt je nach Fläche zwischen ca. zehn und 15 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Hektar und Jahr. Darüber hinaus trägt das Vorhaben zum Erhalt und zur Verbesserung der Biodiversität bei. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung praxistauglicher und wirtschaftlicher Verfahren für die moorbodenerhaltende Grünlandbewirtschaftung. Die erprobten Ernte-, Logistik- und Verwertungsverfahren sollen sowohl betriebswirtschaftlich als auch hinsichtlich ihrer Wirkung für den Klimaschutz bewertet werden, um ein ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Bewirtschaftungskonzept zu entwickeln. Verschiedene Verfahren der nassen Bewirtschaftung werden auf der Klimafarm anschaulich demonstriert und erläutert. Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit tragen dazu bei, diese Verfahren bei Landwirtinnen und Landwirten, dem Fachpublikum und in der breiten Öffentlichkeit bekannter zu machen, um zur Nachahmung anzuregen.