Kreativ für den Moorschutz: Hackathon der „Klimafarm“
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Studierende der Fachhochschule Kiel entwickelten auf einem Hackathon Ideen für Produkte aus Moorpflanzen – initiiert wurde der Austausch von der „Klimafarm“, eines der vier vom Bundesumweltministerium geförderten Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz.
Gesunde und nasse Moorböden sind wahre Klimaschützer. Doch viele dieser Flächen wurden in der Vergangenheit trockengelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen – mit heute gravierenden Folgen: Durch die Entwässerung gelangen große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase in die Atmosphäre. Die Wiedervernässung ist daher von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz. Damit die nassen Flächen künftig auch wirtschaftlich genutzt werden können, braucht es langfristig tragfähige Konzepte: Produkte und Verwertungslinien, die auf die sogenannte „Paludikultur“ setzen – also auf land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen.
Praxiswissen trifft auf kreative Ideen
Um innovative Ansätze für die Paludikultur zu fördern, lud das Moorpilotprojekt Klimafarm zum zweiten Mal zum Ideen-Hackathon an der FH Kiel ein. Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen – viele mit landwirtschaftlichem Hintergrund – kamen zusammen, um gemeinsam neue Nutzungsmöglichkeiten für Moorpflanzen zu entwickeln.
„Unser Hof liegt in einem Moor-Gebiet. Deswegen interessiere ich mich dafür, wie man hier zukünftig wirtschaften könnte“, erklärte eine Landwirtschafts-Studierende.
Neben fachlichen Inputs erhielten die Teilnehmenden auch Einblicke in Praxisbeispiele der Unternehmen Schierbecker und Morgenmaterials. Mit Schierbecker arbeitet die Klimafarm direkt zusammen, etwa bei der Entwicklung von Pflanzenkohle für den urbanen Raum und Substratplatten für Dachbegrünung. Morgenmaterials nutzt Paludimaterialien der Klimafarm in Kombination mit Myzel – dem wurzelartigen Geflecht von Pilzen – zum Beispiel für biologisch abbaubare Urnen.
Produkte aus Paludimaterial
In kleinen Teams entwickelten die Studierenden eigene Produktideen – unterstützt von Mentor*innen der FH Kiel, der Klimafarm und den beteiligten Unternehmen. Die Ideen der Teilnehmenden waren vielfältig, darunter beispielsweise:
- Bodenschutzmatten aus Seggen, Gräsern oder Schilf – als natürlicher Fallschutz und zur Dämpfung von Aufprallbereichen auf Spielplätzen, als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Kokosmatten.
- Wasserdurchlässige Bodenelemente aus gepresstem Paludimaterial – zur Förderung der Regenwasserversickerung in stark versiegelten städtischen Räumen.
- Verpackungen und Füllmaterial aus Paludi-Pilzmyzel-Verbindungen – biologisch abbaubar, plastikfrei und aus regionalem Moor-Rohstoff.
- Tierhaltung mit Gänsen oder Wasserbüffeln als angepasste Nutzung für nasse Flächen.
Viele der eingebrachten Ideen waren für das Team der Klimafarm nicht grundlegend neu – sie spiegelten vielmehr Überlegungen wider, die bereits bestehen und zum Teil auch schon erprobt werden. Gemeinsam mit Produktentwickler*innen testet die Klimafarm verschiedene Paludiprodukte langfristig in der Praxis. Besonders spannend findet das Projektteam den Vorschlag, Paludi-Bodenschutzmatten auf Spielplätzen einzusetzen: „Wir haben tatsächlich schon solche Matten produzieren lassen. Die Idee, sie auch auf Spielplätzen zu nutzen, finden wir sehr überzeugend“, so Dr. Elena Zydek, Projektleiterin der Klimafarm.
Hintergrund zu den Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz
Das Pilotvorhaben Klimafarm wird vom Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) mit rund 18 Millionen Euro bis 2031 gefördert. Es ist Teil eines deutschlandweiten Netzwerks von vier Pilotprojekten in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Bayern. Ziel ist es, trockengelegte und intensiv genutzte Moorböden – vor allem in Grünlandnutzung – in nasse Bewirtschaftungsformen zu überführen. Dabei sollen verschiedene Verwertungsmöglichkeiten erprobt werden. Die Pilotvorhaben liefern nicht nur innovative Ansätze für die Landwirtschaft, sondern auch wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut das Programm im Auftrag des BMUKN als Projektträgerin.