KoMoNa-Projekte fördern die biologische Vielfalt und stärken die Lebensqualität in Kohleausstiegsregionen
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Drei ausgewählte Projekte zeigen, wie sie mit Beteiligung, Bildung und Begeisterung für die Natur und durch die KoMoNa-Förderung des Bundesumweltministeriums bestehende Flächen ökologisch aufwerten und neue Lebensräume schaffen.
Biodiversität sichert unsere Ernährung, Gesundheit und das Klima – und macht Städte und Gemeinden lebenswerter. Doch weltweit sterben Arten zunehmend aus und lebenswichtige Ökosysteme geraten immer weiter aus dem Gleichgewicht. Auch in Deutschland ist die biologische Vielfalt bedroht – zum Beispiel durch Flächenversiegelung, Übernutzung und Umweltverschmutzung.
Kommunen sind Schlüsselakteure für den Erhalt der Artenvielfalt: Zum Beispiel durch ökologisch aufgewertete Flächen – ob groß oder klein – schaffen sie ein wirksames Netz neuer Lebensräume. Stadtgrün, entsiegelte Flächen oder naturnahe Gewässer verbessern nicht nur Klima, Luft und Wasserhaushalt, sondern fördern auch das Wohlbefinden der Menschen. Sie machen Natur im Alltag erlebbar durch Umweltbildung und die Beteiligung der Bürger*innen.
Das Förderprogramm „Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen (KoMoNa)“ des Bundesumweltministeriums setzt genau hier an: Es unterstützt Kommunen in Strukturwandelregionen dabei, nachhaltige Lösungen zu entwickeln – auch für mehr Biodiversität. Drei Projekte zeigen, wie das konkret aussehen kann.
Bienenburgen in Finsterwalde

Copyright: Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (FIB) e. V.
Im brandenburgischen Finsterwalde baut das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (FIB) e. V. gemeinsam mit Bürger*innen künstlich angelegte Lebensinseln, die Wildbienen Nahrung, Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten bieten. Die Idee dahinter: Vernetzte, standortgerechte Strukturen in ansonsten ausgeräumten Landschaften zu schaffen.
Die Ergebnisse des Projekts „Citizen Science: Rettungsinseln für Wildbienen“ sprechen für sich: An den bisher zehn angelegten Bienenburgen wurden in nur zwei Jahren 170 verschiedene Wildbienenarten nachgewiesen, darunter bedrohte und bereits als ausgestorben geltende Arten. Auch andere Insekten, wie Grab- und Wegwespen oder Zauneidechsen, nutzen die Anlagen.
Das Projekt zeigt, wie gezielte Maßnahmen im kleinteiligen Maßstab große Wirkung entfalten – wenn sie wissenschaftlich fundiert, multifunktional und partizipativ umgesetzt werden.
Streuobstwiesen in Görlitz

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Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen in ganz Mitteleuropa. Allein im Landkreis Görlitz existieren mehr als 1700 dieser ökologisch wertvollen Flächen – doch das Wissen über ihre Bedeutung und Pflege geht leider vielerorts immer weiter verloren. Das KoMoNa-Modellvorhaben "Kompetenzzentrum Oberlausitzer Streuobstwiesen“ wirkt dem mit gezielten Maßnahmen entgegen.
So wird das Streuobstkataster aktualisiert und digital aufbereitet – künftig steht es gemeinsam mit zahlreichen Fachinformationen und Publikationen auf dem neuen Streuobstportal zur Verfügung. Die regelmäßig gut besuchten Streuobstkonferenzen bieten zudem eine wichtige Plattform für den Austausch und fördern die Vernetzung von Akteur*innen aus der Region und darüber hinaus. Im Rahmen von Aktionstagen, Seminaren oder Workshops – etwa zum Obstbaumschnitt oder zur Arbeit mit der Sense – werden Wissen und Fertigkeiten praxisnah vermittelt.
Ein diesjähriger Höhepunkt ist der Tag der Artenvielfalt, bei dem Expert*innen und Interessierte gemeinsam erfassen, welche Tiere auf einer Streuobstwiese leben. Beobachtet wurden schon über 1000 Arten – ein lebendiger Beweis dafür, dass Biodiversität nicht Theorie, sondern konkret erlebbar ist.
Öffentlichkeitsarbeit für den Naturschutz am Werbeliner See in Nordsachsen

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Der Werbeliner See bei Leipzig ist ein ehemaliger Braunkohletagebau – und heute dank gezielter Naturschutzmaßnahmen ein artenreicher Lebensraum. Über 960 Pflanzen- und Tierarten wurden bislang nachgewiesen, darunter viele seltene und bedrohte Arten, die hier einen wichtigen Rückzugsort gefunden haben.
Das KoMoNa-Projekt „Bildung und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung der biologischen Vielfalt“ sensibilisiert die Menschen vor Ort. Der Ansatz: Bildung schafft Teilhabe, und die Teilhabe von Menschen vor Ort fördert den Artenschutz. Mit einem digitalen Lehrpfad, Citizen-Science-Angeboten und außerschulischen Lernformaten wird der Wandel vom Industriestandort zum Naturschutzgebiet erlebbar gemacht. Am jährlich stattfindenden „Tag der Artenvielfalt“ kartieren Fachleute gemeinsam mit interessierten Bürger*innen, Jugendlichen und Kindern die Arten im Gebiet. Dabei wurden bereits 54 Neuentdeckungen gemacht. Auch beim diesjährigen Tag der Artenvielfalt am 22. Juni 2025 freut sich das Projektteam über rege Beteiligung – eine Anmeldung ist bereits möglich.
Biodiversität beginnt vor der Haustür
Ob neu geschaffen oder traditionell gewachsen – jedes Biotop leistet einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Die drei vorgestellten Projekte zeigen: Biodiversitätsschutz funktioniert, wenn er lokal gedacht, klug vernetzt und gemeinschaftlich umgesetzt wird. Mit dem KoMoNa-Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) gelingt es Kommunen, die Artenvielfalt zu stärken und lebendige Orte für Mensch und Natur zu gestalten.