EURENI stärkt Beteiligung an EU-Bioökonomie
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Über 50 Akteur*innen aus ganz Europa diskutierten in Brüssel über die Zukunft der Bioökonomie. Mit dabei: EU-Kommissarin Jessika Roswall. Ein gemeinsames Papier gibt Denkanstöße für die anstehende Strategieüberarbeitung.
Die Europäische Union bereitet aktuell die Überarbeitung ihrer Bioökonomiestrategie vor. Sie soll Ende 2025 veröffentlicht werden – mit zukunftsweisenden Impulsen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Unternehmen und ländliche Räume.
Im Rahmen des von der Europäischen Umweltschutzinitiative (EURENI) geförderten Projekts „Stärkere Zivilgesellschaft in der Bioökonomie“, umgesetzt von denkhausbremen e.V. zusammen mit den Partnern FERN und Estonian Fund for Nature, fand dazu am 12. Juni 2025 eine zentrale Veranstaltung in Brüssel statt. Die EURENI wird im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) von der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH umgesetzt.
EU-Kommissarin Roswall: Bioökonomie gemeinsam weiterdenken
Über 50 Teilnehmende aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten, wie die neue Strategie ökologisch tragfähig und sozial ausgewogen gestaltet werden kann. EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall eröffnete das Treffen mit einer Keynote.
Sie betonte, wie wichtig viele verschiedene Beiträge zur Bioökonomie-Konsultation sind. Wälder lieferten nicht nur Holz, sondern auch Wasser, Luft und Erholungsräume. Holz sei ein wirksamer Kohlenstoffspeicher, etwa in Gebäuden. Eine erfolgreiche Bioökonomie brauche widerstandsfähige Wälder, müsse Ökosystemleistungen honorieren und mit dem „Clean Industrial Deal“ der EU verknüpft sein. Eine wichtige Säule, um Biomasse möglichst lange im System zu halten, sei zudem die Kreislaufwirtschaft; zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der EU. Roswall rief dazu auf, Erfahrungen und Ideen aus der Praxis in die Diskussion einzubringen.
Biomasse als begrenzte Ressource
Auch in den Diskussionen wurde deutlich: Die verfügbaren biologischen Ressourcen sind begrenzt und bereits heute übernutzt. Eine bloße Substitution fossiler durch biogene Rohstoffe reicht nicht aus. Vielmehr müsse die Nutzung biologischer Ressourcen – insbesondere im Hinblick auf ihre Endlichkeit – grundlegend überdacht werden.
Prognosen wie beispielsweise der Renewable Carbon Initiative und des Bio-based Industries Consortium zufolge wird das weltweite Angebot und die Nachfrage nach Industrieholz (Nadel- und Laubhölzer) zwischen 2020 und 2050 um rund 38 % zunehmen – von 0,9 auf 1,3 Milliarden Tonnen Trockensubstanz (M. Carus et al., 2025). Diese Entwicklung verdeutlicht die Dringlichkeit, Nutzungskonzepte für biogene Rohstoffe langfristig nachhaltig und ressourcenschonend auszurichten.
Deshalb müsse eine überarbeitete Bioökonomiestrategie den absoluten Ressourcenbedarf senken und den Schutz intakter Ökosysteme in den Mittelpunkt stellen. Das sogenannte Kaskadenprinzip, also die möglichst lange stoffliche Nutzung von Biomasse vor der energetischen Verwertung, fand breite Unterstützung. Ebenso wurde das Schließen von Material- und Stoffkreisläufen als zentraler Bestandteil einer zukunftsfähigen Bioökonomiestrategie hervorgehoben.
Kritik an kurzlebiger Nutzung von Holz
Im Rahmen der Diskussionen wurde auch die energetische Nutzung von Primärholz thematisiert. Einige Teilnehmende äußerten dabei Bedenken hinsichtlich der Effizienz und Nachhaltigkeit dieser Praxis. In diesem Zusammenhang wurde vereinzelt angeregt, bestehende Fördermechanismen auf europäischer Ebene zu reflektieren.
Gleichzeitig zeigten Forstpraktiker*innen aus mehreren europäischen Ländern, wie es anders geht: mit naturnaher Waldbewirtschaftung, stofflicher Holznutzung und lokaler Wertschöpfung. Diese Beispiele unterstrichen die Bedeutung ländlicher Regionen für eine nachhaltige Bioökonomie.
Zivilgesellschaft bringt sich ein
Zum Abschluss überreichten die Organisator*innen der Kommissarin ein gemeinsames Positionspapier, das von über 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Europa und darüber hinaus getragen wird. Es enthält Impulse, wie die EU-Bioökonomiestrategie künftig ökologisch tragfähig, sozial gerecht und innerhalb planetarer Grenzen gestaltet werden kann.