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Europäische Umweltschutzinitiative (EURENI)

Zwei Jugendliche vor einem Bergpanorama halten eine Europa-Flagge

Förderung einer gleichberechtigten Zusammenarbeit in der Arktis Verbindung von Best Practices für ko-kreative Forschung in der Arktis

Zuwendungsempfangende

RIFS Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit, Deutschland

Laufzeit

laufend

01.05.2024 bis 31.12.2025

Verortung

Sápmi, Nunavut, Deutschland

Fördervolumen

257.725,00 €

Projektbeteiligte

  • Saami Council
  • Ikaarvik

Thema

Beteiligungsprozesse und Jugendaustausche

Jugendliche der von Indigenen geführten Organisation Ikaarvik mit einem Planktonnetz. Ikaarvik bringt Forschung und Gemeinschaften über verschiedene Wissenssysteme hinweg zusammen.

Hintergrund des Projekts

Klimawandel und Biodiversitätsverlust betreffen Regionen weltweit. Doch auf indigenen Gebieten ist der Verlust an Biodiversität deutlich geringer, und diese Gebiete sind wegweisend für die Reduktion von CO₂-Emissionen. Indigenes Wissen und indigene Expert*innen, einschließlich junger Menschen, sind unerlässlich zur Bewältigung ökologischer Herausforderungen in der Arktis. Dennoch bleiben diese Wissenssysteme deutlich unterbewertet: Nicht-indigene Organisationen setzen häufig Initiativen in indigenen Gebieten und Gewässern um, ohne deren Kontext oder koloniale Geschichte vollständig zu verstehen.

Indigene Forschende und Aktivist*innen setzen sich seit Langem für gerechte Forschungspraktiken ein. In der arktischen Forschungslandschaft wächst das Verständnis für die gemeinsamen Vorteile indigen geführter und ko-kreativer Ansätze: Sie verbessern die Qualität und Relevanz von Ergebnissen und verbessern die Problemlösung durch vielfältige Wissenssysteme. Infolgedessen sind nicht-Indigene Forschende, Förderinstitutionen und Entscheidungsträgerinnen zunehmend bemüht, ihre Zusammenarbeit mit indigenen Partner*innen zu verbessern. Ohne geeignete Werkzeuge zur Ko-Kreation laufen jedoch selbst gut gemeinte Bemühungen Gefahr, koloniale Strukturen zu reproduzieren und arktischen Gemeinschaften zu schaden.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben indigene Organisationen arktisweit Forschungsleitlinien und -protokolle für gleichberechtigte Zusammenarbeit entwickelt. Es besteht jedoch ein Bedarf an mehr Bewusstsein für diese Richtlinien, an Kapazitätsaufbau zur Anwendung und an ergänzenden Ressourcen, die gerechte (Forschungs-)Praktiken sicherstellen..

Das Projekt baut auf dem Vorgängerprojekt “DÁVGI” auf, das die Bedeutung von Bewusstseinsbildung, Kompetenzaufbau und praktischen Werkzeugen zur Unterstützung gleichberechtigter Zusammenarbeit in der Arktis betonte. Es wird Forschenden, Organisationen und lokalen Gemeinschaften einen einfachen Zugang zu bestehenden ethischen Leitlinien bieten, die von Indigenen Organisationen in der Arktis entwickelt wurden. Ziel ist es, Bedingungen für wirklich ko-kreative, gerechte Zusammenarbeit in der Arktis zu schaffen, von denen lokale Gemeinschaften, Forschende und Praktiker*innen gleichermaßen profitieren.

Projektziele und -maßnahmen

Das Projekt bietet eine Orientierungshilfe für Forschende und Praktiker*innen im Bereich des arktischen Umweltschutzes, die auf eine gleichberechtigte Zusammenarbeit hinarbeiten. Der Projektname „NJUOLLA->QARJUK“ kombiniert das nordsamische und das Inuktitut-Wort für „Pfeil“ und symbolisiert Wegweisung und Fortschritt in Richtung ko-kreativer Praktiken. Es würdigt das in diesen Werkzeugen verankerte indigene Wissen und spiegelt die überregionale Zusammenarbeit wider (indem es Sámi und Nunavut verbindet) – und bringt damit den Kern des Projekts zum Ausdruck.

Das Projekt ist eine Partnerschaft von drei Organisationen: 

  • Ikaarvik, eine von Indigenen geführte Organisation mit Sitz in Mittimatalik (Nunavut, Kanada), die jungen Indigenen im Norden Möglichkeiten eröffnet, ihre Gemeinschaften für Selbstbestimmung in arktischer Forschung und Entscheidungsfindung zu stärken;

  • Der Saami Council, eine Freiwilligenorganisation, die sich für Sámi-Rechte und -Interessen einsetzt;

  • Das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit, das transdisziplinäre Forschung betreibt, um Prozesse gesellschaftlichen Wandels hin zu nachhaltiger Entwicklung zu verstehen, voranzutreiben und zu gestalten. 

Eingebettet ist das Projekt in CO-CREATE Arctic – ein Netzwerk von indigenen und nicht-indigenen Partner*innen, das sich auf Ko-Kreation in der arktischen Forschung konzentriert. Dies ermöglicht die Einbindung vielfältiger Perspektiven aus unterschiedlichen Regionen, Altersgruppen und Hintergründen in der gesamten Arktis.

„NJUOLLA->QARJUK“ wird eine frei zugängliche Datenbank mit bestehenden ethischen Leitlinien erstellen, die von und mit arktischen indigenen Völkern aus den Projektregionen entwickelt wurden. Darüber hinaus wird ein Leitfaden erarbeitet, der indigene und nicht-indigene Partner*innen bei der gemeinsamen Entwicklung ihrer eigenen Richtlinien unterstützt. Indem diese Ressourcen an Entscheidungsträger*innen, Forschende und weitere Akteure in der Arktis weitergegeben werden, möchte das Projekt Kompetenzen für gleichberechtigte und wirksame Kooperationen aufbauen und fördern. Zudem wird das Projekt die erste „Saami Science Week“ im Jahr 2025 unterstützen, veranstaltet vom Saami Council, mit einem Schwerpunkt auf Ko-Kreation in der Forschung.

Das Projekt ist ko-kreativ und transdisziplinär angelegt. Es beginnt mit einer kollaborativen Phase, in der die Partner*innen gemeinsam die Forschungsagenda, Methoden, Ergebnisse und Prozesse zur Selbstevaluation entwickeln. Das Projekt wird umfassende Einblicke in die arktische Zusammenarbeit und den arktischen Umweltschutz liefern. Die Ergebnisse sollen sowohl indigenen als auch nicht-indigenen Forschungseinrichtungen, Fördergebern, Ministerien, sowie der Zivilgesellschaft zugutekommen, indem sie sinnvolle und wirksame Formen der Zusammenarbeit ermöglichen.