Gemeinsam für die Ostsee: Abschluss des EURENI-Projekts Baltic Coast Dialog
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Wie kann die Ostsee geschützt werden? Diese Frage diskutierten Vertreter*innen aus Umweltverbänden, Wissenschaft und Politik der Ostsee-Anrainerländer auf der Abschlusskonferenz des EURENI-Projekts Baltic Coast Dialog.
Rund 80 Teilnehmende kamen Ende September in Stralsund zusammen, um das EURENI-Projekt Baltic Coast Dialog abzuschließen. Zwei Jahre lang hatten sie sich über Herausforderungen und Chancen des Ostseeschutzes ausgetauscht. Nun stellten sie die erarbeiteten Vorschläge und Empfehlungen für einen wirksamen Schutz und zur Wiederherstellung des Ökosystems Ostsee vor.
Grenzüberschreitender Dialog für eine nachhaltige Ostsee
Das Projekt wird im Rahmen der Europäischen Umweltschutzinitiative (EURENI) gefördert und von der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) betreut.
Ziel des Projekts ist es, Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen – darunter Umweltorganisationen, Behörden, Fischerei, Landwirtschaft, Tourismus und Wissenschaft – aus Deutschland, Litauen, Polen und Schweden zusammenzubringen. Gemeinsam sollen länderübergreifende Perspektiven auf Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen für das marine und Küsten-Ökosystem der Ostsee entwickelt werden – im Einklang mit der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur.
Sebastian Unger, Meeresbiologe und Leiter der Unterabteilung „Schutz der Meere“ im Bundesumweltministerium, hob in seiner Keynote hervor, dass die See keine Grenzen kenne. Er betonte die Notwendigkeit eines guten Austausches zwischen den Anrainerländern, denn nur durch einen intensiven, länderübergreifenden Dialog könne die Ostsee nachhaltig geschützt werden.
Von Grundschleppnetzen bis Ökosystemschutz
Im Projekt fanden mehrere thematische Workshops statt, die zentrale Handlungsfelder für die Wiederherstellung und den Schutz der Ostsee aufgriffen.
Renaturierung von Meeres- und Küstenökosystemen
Ein Workshop fokussierte sich auf die Integration ökologischer Prinzipien in maritime Planung und Ressourcennutzung und stellte praktische Beispiele aus dem Ostseeraum vor. Deutlich wurde, dass Meeres- und Landnutzungspolitik enger verzahnt werden müssen, um die Belastungen für die Ostsee wirksam zu reduzieren.
Fischereimanagement in Meeresschutzgebieten
Diskutiert wurden Auswirkungen und Regulierungsansätze zum Einsatz von Grundschleppnetzen. Fachleute aus Fischerei und Wissenschaft sowie NGOs waren sich einig: Grundschleppnetze stellen eine Belastung für empfindliche Lebensräume dar, regulierende Ansätze sollten EU-weit abgestimmt und zugleich regional angepasst werden.
Invasive Arten in der Ostsee
Expert*innen zeigten, dass nicht-heimische Arten Chancen wie Risiken bergen. Während Muscheln oder Krebse lokale Wirtschaftszweige beeinflussen können, gefährden sie zugleich bestehende Ökosysteme. Sie setzten sich für mehr Prävention und Monitoring sowie die gemeinsame Betrachtung von ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten ein.
Digitale Plattform für den Ostseeraum
Neben den Themenworkshops etablierte das Projekt eine digitale Austauschplattform, die Akteur*innen aus allen Ostseeanrainerstaaten miteinander vernetzt: Über die eigens eingerichtete LinkedIn-Gruppe können Stakeholder ihre Arbeit, Erfahrungen und Materialien teilen – ein Instrument, das auch nach Projektende fortbesteht.
Die Projektwebsite bietet zudem Hintergrundinformationen in fünf Sprachen und macht die Diskussionsergebnisse für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
Die Abschlusskonferenz zeigte, dass der Baltic Coast Dialog nachhaltige Impulse gesetzt hat: durch den direkten Austausch, praxisnahe Handlungsempfehlungen und neue Netzwerke. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Arbeit am Ostseeschutz weitergehen muss, auch über Projektlaufzeiten hinaus.