EURENI-Projekt fördert gleichberechtigte Zusammenarbeit in der Arktis
Copyright: Ikaarvik
Ein neuer Leitfaden des EURENI-Projekts NJUOLLA →QARJUK unterstützt indigene und nicht-indigene Forschende dabei, Projekte in der Arktis partnerschaftlich umzusetzen. Ziel ist es, Wissenssysteme zu verbinden und die Region wirksam zu schützen.
Indigene Gemeinschaften sind seit Generationen mit ihrem Land verbunden. Es ist ihre Heimat und ihre Lebensgrundlage. Ihr Wissen ist daher für die Arktisforschung besonders wertvoll: Denn es ermöglicht ein tieferes Verständnis komplexer, gerade auch ökologischer Zusammenhänge. Projekte erreichen bessere Ergebnisse, wenn alle Beteiligten ihre Erfahrungen einbringen, und Forschungsprozesse gleichberechtigt gestalten können.
Der Leitfaden für Forschende in der Arktis zeigt Wege auf, wie dies gelingen kann. Er wurde im Projekt „NJUOLLA →QARJUK: Connecting Best Practices for Co-Created Research across the Arctic“ entwickelt, das im Rahmen der Europäischen Umweltschutzinitiative (EURENI) des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH ist die verantwortliche Projektträgerin.
Forschungsarbeit in der Arktis neu denken
Die koloniale Geschichte der Arktisforschung prägt bis heute das Verhältnis zwischen Universitätsforschenden und indigenen Gemeinschaften. Der Leitfaden stellt dem eine gleichberechtigte, reflektierte Zusammenarbeit gegenüber, die den indigenen Gemeinschaften dient.
Forschende werden ermutigt, ihre eigene Rolle, ihre Ziele und institutionellen Verflechtungen kritisch zu hinterfragen und sensibel mit historischen Erfahrungen umzugehen. Leitfragen unterstützen sie dabei, sich auf die besondere Forschungsumgebung einzulassen, ihre Herangehensweisen zu überdenken und eine gemeinsame Arbeitsgrundlage mit indigenen Gemeinschaften zu entwickeln.
Dabei wird deutlich, dass vertrauensvolle Zusammenarbeit Zeit und Ressourcen benötigt. Forschende sollten Beziehungen Schritt für Schritt aufbauen, lokale Arbeitsweisen respektieren und die Menschen einbeziehen, die in der Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielen – dazu gehören Älteste, Jugendliche sowie Wissensträger*innen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die indigene Datenhoheit. Der Leitfaden betont, dass Gemeinschaften selbst bestimmen müssen, wie Informationen über ihr Wissen, ihre Lebenswelten und ihre Umwelt erhoben, gespeichert, genutzt und weitergegeben werden.
Hintergrund des Projekts
Das Projekt NJUOLLA →QARJUK wird vom RIFS Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit gemeinsam mit dem Saami Council und Ikaarvik durchgeführt. Ikaarvik ist eine indigene Organisation in der kanadischen Arktis. Sie stärkt die Selbstbestimmung und Mitwirkungsmöglichkeiten junger Indigener. Der Saami Council vertritt die Rechte und Interessen des Volks der Sámi in Nordeuropa.
NJUOLLA→QARJUK baut auf der Arbeit des Vorgängerprojekts DÁVGI auf, das erste Modelle für kooperative Forschung erarbeitete. Die Partner bestimmten gemeinsam Methoden und Prozesse und veröffentlichten ihre Ergebnisse auf der Plattform cocreatearctic.org.
Das aktuelle Projekt macht diese Erkenntnisse auch für andere Forschende nutzbar: Es stellt eine Datenbank mit bestehenden Kooperations-Leitlinien Indigener Organisationen im Arktisraum bereit. Und es veröffentlicht zum Projektabschluss den Leitfaden, der Forschungsteams unterstützt, faire und gerechte Arbeitsprozesse selbst zu entwickeln.
Neue Kooperation für den Meeresschutz
Die Ergebnisse aus DÁVGI und NJUOLLA→ QARJUK stärken die Arktisforschung und bereichern andere Umweltprojekte. Die aufgebauten Partnerschaften und gewonnenen Erfahrungen wirken weiter. Sie führten bereits zu neuen Kooperationen. Ein Beispiel ist das Projekt SIEMA. Es untersucht gemeinsam mit indigenen Partner*innen, wie der Meeresnaturschutz auf dem Gebiet der Saami gestärkt werden kann und stellt die Interessen und Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften in den Mittelpunkt.