Bodenschutzmatten der Klimafarm bestehen den Härtetest auf dem Wacken Open Air
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Nach dem Testeinsatz auf dem Wacken Open Air ziehen die Klimafarm und ihre Partner Bilanz: Die aus Moorpflanzen gefertigten Erosionsschutzmatten hielten den Festivalbedingungen stand – und sorgten für großes Interesse über die Metal-Szene hinaus.
Schlamm gehört zum Wacken Open Air wie laute Gitarren – doch in diesem Jahr blieb ein Teil des Festivalgeländes trotz starker Regenfälle überraschend trocken. Auf einem 200 Meter langen Waldweg zwischen Campingbereich und Festivalgelände kamen erstmals Erosionsschutzmatten aus Paludimaterial, also aus Pflanzen von wiedervernässten Mooren, zum Einsatz. Entwickelt wurden die Matten von der Klimafarm, eines der vier Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz des Bundesumweltministeriums.
Im Gegensatz zu anderen Gehpfaden konnten die Festivalgäste die Strecke der Klimafarm bis zum Schluss in Schrittgeschwindigkeit und ohne Einsinken passieren. „Die Matten haben sich voll bewährt. Sie waren, wie erhofft, tatschlich ein wirksames Mittel gegen den Matsch und kamen bei unseren Besucher*innen sehr gut an“, resümiert Insa Trede, Nachhaltigkeitsmanagerin des Wacken Open Air.
Auch Dr. Elena Zydek, Projektleiterin der Klimafarm, zieht eine positive Bilanz: „Wir sind überwältigt von dem tollen Feedback, das wir auf dem Festival bekommen haben. Dieser Test zeigt, was möglich ist, wenn Akteur*innen einer ländlichen Region zusammen an nachhaltig-klimafreundlichen Lösungen arbeiten“.
Die Bodenschutzmatte wurde gemeinsam mit den Unternehmen re-natur, Schierbecker und mst-grünfix entwickelt. Sie besteht überwiegend aus Pflanzen, die auf wiedervernässten Moorflächen in Schleswig-Holstein gewachsen sind, und wird durch Jutegarn zusammengehalten. Für den Festival-Härtetest wurde zusätzlich ein stabilisierendes Kokosgewebe eingearbeitet – ein Bestandteil, der künftig möglichst durch regionale Materialien ersetzt werden soll.
Zahlreiche Besucher*innen und Standbetreiber*innen zeigten Interesse an den Matten – und auch Veranstalter*innen anderer Events meldeten sich bereits mit Anfragen. Auch die politische Aufmerksamkeit sorgte für große Resonanz: Bundesumweltminister Carsten Schneider und Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt informierten sich vor Ort über den innovativen Einsatz des klimaschonenden, lokalen Rohstoffes.
Moore wiederzuvernässen ist ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz. Denn wenn Moorböden trockengelegt werden, oxidiert der Torf und setzt große Mengen Treibhausgase frei. Die Klimafarm erprobt, wie eine landwirtschaftliche Nutzung wiedervernässter Moorböden langfristig möglich ist – in Form der sogenannten Paludikultur. Der erfolgreiche Einsatz auf dem Wacken Open Air war für das Projektteam ein wichtiger Schritt, um neue Verwertungsmöglichkeiten für Biomasse aus nassen Mooren zu testen. „Wir sind zuversichtlich, dass aus dem Festival-Einsatz weitere Kooperationen entstehen“, sagt Zydek. „Unser Ziel ist es, Wertschöpfung für den Paludi-Rohstoff aufzubauen und zu zeigen, wie Moorschutz in der Praxis funktionieren kann.“
Hintergrund zu den Pilotvorhaben
Die Klimafarm ist eines von vier bundesweiten Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz, die das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUKN) bis 2031 fördert. Ziel der Pilotvorhaben ist es, tragfähige Modelle für die Wiedervernässung und nasse Bewirtschaftung von Moorböden zu entwickeln. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut die Pilotvorhaben als Projektträgerin.