ZOBLUC Seegras als Blue Carbon-Kohlenstoffspeicher in der Ostsee
Zuwendungsempfangende
Land Schleswig-Holstein
Maßnahmen
- Bestandsaufnahme und Gefährdungsanalyse der Kohlenstoff-Speicherfunktion von Seegraswiesen in Schleswig-Holstein
- Entwicklung eines Konzeptes zur Beobachtung von Seegraswiesen mit optischen und akustischen Methoden zur Erfassung von Seegrasbeständen
- Untersuchung der Langlebigkeit und Stabilität der „Blauen” Kohlenstoff-Vorräte in Seegraswiesen
- Entwicklung von Techniken der sogenannten „Assisted Evolution”: das Züchten von widerstandsfähigeren Pflanzen, um unter anderem ihre Anpassungsfähigkeit gegenüber zukünftigen Klimabedingungen zu verbessern
- Umsetzung von Pilotprojekten zur Ansiedlung von Seegras
- Einbindung von Bürger*innen-Forschung und umfassende Stakeholder*innen-Kommunikation
Laufzeit
01.01.2025 bis 30.09.2030
Fördervolumen
4.817.709,48 €
Projektbeteiligte
- Christian-Albrechts-Universität Kiel
- GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
- Landesamt für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein
Copyright: Pekka Tuuri
Welchen Beitrag leistet das Projekt zum Klimaschutz, zur Klimaanpassung und zur Förderung der biologischen Vielfalt?
Das Projekt „Seegras-Zostera marina als Blue Carbon-Kohlenstoffspeicher in der Ostsee“ (ZOBLUC) verfolgt das Ziel, die Speicherung von organischem Kohlenstoff in Seegraswiesen zu erfassen, zu modellieren und deren Zukunft unter veränderten Umweltbedingungen zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden aktuelle Seegraswiesen-Bestände zunächst erfasst. Durch ein umfassendes Monitoring erfolgt eine Kartierung der Seegraswiesen-Bestände. Im Zuge des Projekts werden deren Gefährdung sowie die regulierenden Faktoren für ihre Kohlenstoffspeicher- und Anpassungsfähigkeit an die zukünftigen Klimabedingungen untersucht. Um die Erkenntnisse praktisch anzuwenden, führen die beteiligten Institutionen Pilotprojekte zur Renaturierung mit Klimawandel-resilienten, erwachsenen heimischen Seegraspflanzen oder Samen durch. Diese sollen als Grundlage für die Planung weiterer Ansiedlungsprojekte und deren Erfolgskontrolle dienen. Aus den Erfahrungen in den Pilotprojekten entstehen unter anderem Politikempfehlungen zur Erhaltung und Förderung von Seegraswiesen.
Die Maßnahmen des Projekts im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) leisten auch Beiträge zur Umsetzung und Unterstützung europäischer und internationaler Vorgaben zum Meeresschutz, wie zu der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), den Natura 2000-Richtlinien, der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 und der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur sowie dem HELCOM BalticSea ActionPlan (BSAP) und dem Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD).
Wie sind die Ergebnisse des Projektes nachhaltig von Nutzen?
Die Projektarbeiten tragen zur Erweiterung der Expertise sowie einer Verbesserung des Küstenmanagements und der Erfassung und Analyse von Seegraswiesen bei.
Das Vorhaben ermöglicht erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme und Gefährdungsanalyse der Blue-Carbon-Speicher in den Seegraswiesen Schleswig-Holsteins. Die entwickelten Techniken zur Überwachung und Renaturierung von Seegraswiesen erlauben neue Möglichkeiten zur flächenmäßigen Hochskalierung der Anpflanzungen sowie zur Erhöhung der Resilienz gegenüber der prognostizierten Erwärmung der westlichen Ostsee. Ein wesentliches wissenschaftliches Ziel ist die Entwicklung von satellitenbasierten Verfahren zur Überwachung von Seegraswiesen. Diese sollen direkt nach Projektende für öffentliche Aufgaben zum Einsatz kommen können. Die Ergebnisse von ZOBLUC werden in der Gesamtschau mit den Schwester-ANK-Projekten zur Kohlenstoffspeicherung, „LABLUC“ und „FUBLUC“ eine realistische Beurteilung der Gefährdung wichtiger mariner Pflanzenbestände in Schleswig-Holsteins Ostsee und bei Helgoland liefern. Sie sollen in der Folge besser erhalten sowie wieder vermehrt angesiedelt werden können.
Was sind die wichtigen Ökosystemleistungen von Seegraswiesen an der Ostseeküste?
Seegraswiesen sind küstennahe marine bewachsene Ökosysteme mit globaler Bedeutung und gehören zu den wertvollsten Habitaten in den deutschen Küstengewässern. Sie nehmen eine Schlüsselrolle als Lebensraum für die marine Biodiversität, als Kohlenstoffspeicher und im natürlichen Küstenschutz ein.
Seegraswiesen leisten einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Bindung von CO2 aus der Atmosphäre. Durch Fotosynthese binden Seegraswiesen CO2 als organische Kohlenstoffverbindungen und speichern es langfristig in den Pflanzen und insbesondere im Sediment als „Blauen Kohlenstoff" (blue carbon). Seegraswiesen bieten Lebensräume für viele Meerestiere, darunter Fische, Krabben, Muscheln und weitere wirbellose Tiere.
Der Schutz und die Wiederherstellung von Seegrasbeständen trägt wesentlich zur Erhaltung der marinen Biodiversität bei. Vor dem Hintergrund eines steigenden Meeresspiegels und zunehmender Häufigkeit und Intensität von Stürmen infolge des Klimawandels ist die stabilisierende Wirkung von Seegraswiesen, die Wellenenergie dämpfen und Küstenerosion reduzieren, von erheblicher Bedeutung. Sie können dabei helfen, Küstengebiete zu schützen und zu erhalten, um die Bevölkerung und die Infrastruktur vor den Folgen von Sturmfluten und Erosion zu bewahren.
Seegraswiesen beziehungsweise einzelne Vorkommen von Seegras sind eine Qualitätskomponente nach EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und dienen der Beschreibung des ökologischen Zustands eines Gewässers. Um den Rückgang der Seegrasbestände besser zu verstehen und ihm entgegenzuwirken, sind umfassende Monitoring-Aktivitäten und gezielte Wiederansiedlungsmaßnahmen notwendig.