LABLUC Brauntange als Potenzial für Kohlenstoffspeicherung bei Helgoland (Blue Carbon)
Zuwendungsempfangende
Land Schleswig-Holstein
Maßnahmen
- Messung des Bestands von Brauntange (Braunalge) bei Helgoland
- Feldmessung von drei verschiedenen lebenden Brauntange-Arten zur Untersuchung der Absonderungsmenge des komplexen Zuckermoleküls Fucoidan
- Probenentnahme aus dem schlickreichen Boden direkt um Helgoland zur Abschätzung der CO2-Speicherungsfähigkeit von Fucoidan
- Erstellung einer Abschätzung der Brauntang-Biomasse und Fucoidan-Menge um Helgoland
- Satellitenbasierende Erfassung der Algenbestände vor Helgoland und Erstellung einer Karte
Laufzeit
01.04.2025 bis 31.03.2029
Verortung
Schleswig-Holstein – Helgoland (Nordsee)
Fördervolumen
893.259,07 €
Projektbeteiligte
- Universität Bremen, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
- Universität Kiel, Institut für Geographie, Institut Geowissenschaften
- Landesamt für Umwelt (LFU)
Copyright: Uli Kunz
Welchen Beitrag leistet das Projekt zum Klimaschutz, zur Klimaanpassung und zur Förderung der biologischen Vielfalt?
Das Projekt „Brauntange (Laminaria ssp., Fucus ssp., Saccharina ssp.) als Blue-Carbon-Kohlenstoffspeicher bei Helgoland (LABLUC)“ verfolgt das Ziel, das Potenzial von Brauntange beziehungsweise Braunalgen als Kohlenstoffspeicher zu untersuchen. Erforscht wird dies rund um die Insel Helgoland – Deutschlands einziger Hochseeinsel.
Braunalgen verwandeln über Photosynthese unter anderem Kohlenstoffdioxid in Zuckerverbindungen. Die Abscheidung von einem dieser komplexen Zuckermoleküle, Fucoidan, wurde bisher noch nicht für die drei zu untersuchenden Brauntange gemessen. Mit dem Projekt LABLUC werden durch umfangreiche Messungen die Wege dieser Fucoidane von der Algenquelle bis zu den Gebieten, wo sich die Algen als Kohlenstoffsenken in den Meeresbodenschichten ablagern, untersucht.
Hier werden innerhalb des Projektes nicht nur sämtliche Brauntange um Helgoland kartiert, sondern auch deren Kohlenstoffspeicherungsfähigkeit analysiert. Dabei werden neue qualitativ hochwertigere Methoden für die Analyse der Kohlenstoffspeicherungsfähigkeit von Brauntange in Form von Fucoidan entwickelt, die eine bessere Abschätzung zur Kohlenstoff-Absonderung und -Speicherung von Brauntange ermöglichen. Darauf basierend können Kohlenstoff-Zertifizierungen erstellt werden und klare Kalkulationen, wie hoch die Zahl der marinen Pflanzen ist, die zur Kohlenstoffspeicherung beitragen.
Und es lassen sich Handlungsempfehlungen bezüglich der Ausbreitung von Brauntange-Populationen sowie des verbesserten Küsten- und Brauntange-Managements für die lokalen Behörden ableiten. Durch ein verbessertes Management hilft LABLUC letztlich dabei, die Resilienz von Brauntange zu erhöhen. Zudem tragen die Algen zur biologisch Artenvielfalt in Küstengebieten bei, da sie einen wichtigen Lebensraum für viele marine Organismen bieten.
LABLUC ist eng verbunden mit den Schwester-Projekten ZOBLUC, „Seegras (Zostera marina) als Blue Carbon-Kohlenstoffspeicher in der Ostsee“ und FUBLUC, „Blasentang als Kohlenstoff- Speicherungspotenzial in der Ostsee (Blue Carbon)“. Über das Projekt ZOBLUC werden die gewonnenen Erkenntnisse aus allen drei Projekten koordiniert, aufbereitet und am Ende der Projekt-Laufzeiten zusammengetragen und veröffentlicht.
Die Maßnahmen des Projekts im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) leisten auch Beiträge zur Umsetzung und Unterstützung europäischer und internationaler Vorgaben zum Meeresschutz, wie zu der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), den Natura 2000-Richtlinien, der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 und der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur sowie dem Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks (OSPAR) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD).
Wie sind die Ergebnisse des Projektes nachhaltig von Nutzen?
Die Ergebnisse des Projekts sind nachhaltig von Nutzen, da sie den verstärkten Schutz und die Förderung von Braunalgen als Kohlenstoffspeicher unterstützen. Zum anderen verbessert LABLUC das grundsätzliche Verständnis, wie Brauntange Kohlenstoff aus der Atmosphäre langfristig im Meer und in Küstensedimenten speichern. Sollte sich herausstellen, dass Brauntange als Kohlenstoffsenken skalierbar sind, könnten durch gezielte „Aufforstung“ der Meere oder die Bereitstellung von zum Beispiel Felsen, auf denen Brauntange gut wachsen können, die Algenbestände signifikant erhöht werden.
Neben der Kohlenstoffspeicherung bieten Braunalgen auch Potenziale für eine mögliche künftige kommerzielle Verwendung, wie für biomedizinische Produkte, Nahrungsmittel und andere wertvolle Materialien, was wirtschaftliche Chancen eröffnet und zur Förderung einer naturverträglichen marinen Ressourcennutzung beitragen kann.
Was sind die wichtigen Ökosystemleistungen von Brauntange an der Nordseeküste?
Unter dem Begriff der Blue-Carbon-Ökosysteme werden Lebensräume mit hohen Kohlenstoff-Speicherungsraten zusammengefasst. Dazu zählen Seegraswiesen, Watten und marine Pflanzen wie Blasen- oder Brauntange und Salzwiesen. Brauntange oder -algen bergen ein großes Potenzial für den Klimaschutz, da sie Kohlenstoff effektiv speichern und somit die Kohlenstoffdioxidkonzentration der Atmosphäre nachhaltig verringern.
Die drei Brauntange-Arten Fucus, Laminaria und Saccharina, die in diesem Projekt untersucht werden und die auf dem Felssockel von Helgoland die Bestände dominieren, sind außerdem von großem ökologischen Wert. Sie bilden Unterwasserwälder, ein ökologisch äußerst bedeutendes Habitat und dabei Rückzugsraum unter anderem für Fische und andere Arten, die wiederum wichtige Funktionen im Ökosystem haben.
Das Projekt schafft ein größeres Bewusstsein dafür, dass Braunalgen ein unter verschiedenen Aspekten relevanter Bestandteil von Küstenökosystemen sind: hinsichtlich ihrer Funktion für den Küstenschutz, Kohlenstoffspeicherung, Sedimentstabilisierung, Sauerstoffproduktion, Wellenreduktion, Strömungskontrolle und als Rückzugsort für Lebewesen.