EKOWA Ermittlung von Kohlenstoff-Festlegungspotenzialen im Wattenmeer
Zuwendungsempfangende
Land Schleswig-Holstein
Maßnahmen
- Entwicklung eines Messkonzeptes zur Ermittlung der Kohlenstoff-Speicherungspotenziale der Salzwiesen, Seegraswiesen und Watten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
- Errichtung von Messstationen zur regelmäßigen Erfassung von Treibhausgasemissionen
- Erstellung von konkreten Management-Empfehlungen für die Nationalparkverwaltung auf Basis der ermittelten Messwerte
Laufzeit
01.01.2025 bis 30.09.2028
Fördervolumen
1.012.143,58 €
Projektbeteiligte
- Universität Hamburg
- Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Copyright: Moritz Padlat
Welchen Beitrag leistet das Projekt zum Klimaschutz, zur Klimaanpassung und zur Förderung der biologischen Vielfalt?
Das Projekt „Ermittlung von Kohlenstoff-Festlegungs-Potenzialen (EKOWA)“ verfolgt das Ziel, Wissenslücken im Themenbereich Klimaanpassungsfähigkeit im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer zu schließen. Dabei soll untersucht werden, wie unterschiedliche Nutzungen (beispielsweise systematische Entwässerung, Beweidung, Anlage von Brachen nach intensiver Bewirtschaftung) und Sedimentzusammensetzungen die Kohlenstoff-Speicher-Potenziale in Salzwiesen, Seegraswiesen und Watten beeinflussen. Ein weiteres Ziel ist die Ableitung von Management-Empfehlungen für die Nationalparkverwaltung. Dazu werden im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer Stationen eingerichtet, an denen regelmäßige Treibhausgasmessungen in Salzwiesen, Seegraswiesen und Watten mit unterschiedlichen Sediment-Zusammensetzungen durchgeführt werden.
Über die Messung der Treibhausgase hinaus kommt es zur Entnahme von Bodenproben an den Stationen zur Bestimmung der Kohlenstoff-Vorräte, zur Datierung der Sedimente und der Analyse ihrer Zusammenstellung. Die Messstationen werden so gewählt, dass Langzeit-Datenreihen zur Sedimentation und Erosion aus dem Monitoring des Nationalparks in die Untersuchungen einfließen können. Das langfristige Ziel ist, ein übertragbares Konzept zu entwickeln, wie das Kohlenstoff-Speicherungspotenzial in der Gezeitenzone des Wattenmeeres erfasst werden kann.
Die Maßnahmen des Projekts im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) leisten auch Beiträge zur Umsetzung und Unterstützung europäischer und internationaler Vorgaben zum Meeresschutz, wie zu der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), den Natura 2000-Richtlinien, der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 und der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur sowie der OSPAR-Konvention (Netzwerk von Meeresschutzgebieten im Nordostatlantik) und dem Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD).
Wie sind die Ergebnisse des Projektes nachhaltig von Nutzen?
Die Projektarbeiten tragen zur Erweiterung der Expertise sowie Verbesserung des Küstenmanagements und der Erfassung und Analyse von Watten bei.
Nach einer Messkampagne in den Jahren 2025, 2026 und 2027 werden im Jahr 2028 Auswertungen und Berichte angefertigt, um die Projektergebnisse darzustellen und Management-Empfehlungen für die Schutzgebietsverwaltung abzuleiten. Neben dem Ergebnisbericht über die Messungen in Salzwiesen, Watten und Seegraswiesen wird in der Projektlaufzeit ein Konzept entwickelt, wie die Kohlenstoff-Speicherungspotenziale in den Bodenschichten am Rande des Festlands und im Wattenmeer zukünftig erfasst werden können. Die Ergebnisse des Projektes dienen der direkten Verwertung. Ergebnisse und Produkte werden verschiedenen Nutzer*innen-Gruppen und Stakeholder*innen für ein nachhaltiges Management der Küstenökosysteme im Wattenmeer zur Verfügung gestellt. Dazu zählen die Wattenmeer-Nationalparke aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, den Niederlanden und Dänemark. Darüber hinaus gehen die Ergebnisse auch an Naturschutzverbände und Behörden.
Das ANK-Projekt wurde in Abstimmung mit den Bundesländern Hamburg und Niedersachsen entwickelt, um Projektergebnisse in der gemeinsamen Wattenmeer-Zusammenarbeit verwenden zu können, Synergien zwischen unterschiedlichen Forschungsprojekten der Bundesländer zu finden und Doppelarbeiten zu vermeiden.
Was sind die wichtigen Ökosystemleistungen von Blue-Carbon-Ökosystemen an der Nordseeküste?
Unter dem Begriff der „Blue-Carbon-Ökosysteme“ werden unter anderem Seegraswiesen, Watten und Salzwiesen als Lebensräume mit hohen Kohlenstoff-Speicherungsraten zusammengefasst. Stark vernässte, sauerstoffarme und salzige Böden, eine hohe Produktion an Biomasse und stetige Sedimentation sorgen in den Küstenfeuchtgebieten für eine Speicherung großer Mengen Kohlenstoff. Salzwiesen (circa 13.000 Hektar), Seegraswiesen (circa 20.000 Hektar) und Wattflächen (circa 125.000 Hektar) machen große Teile des Ökosystems Wattenmeer in Schleswig-Holstein aus und sind zu einem überragenden Teil in der Schutzgebietskulisse des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer geschützt.
Seegraswiesen binden durch Fotosynthese CO2 als organische Kohlenstoffverbindungen und speichern es langfristig in den Pflanzen und insbesondere im Sediment als „Blauen Kohlenstoff" (blue carbon). Seegraswiesen bieten Lebensräume für viele Meerestiere, darunter Fische, Krabben, Muscheln und weitere wirbellose Tiere. Der Schutz und die Wiederherstellung von Seegrasbeständen tragen wesentlich zur Erhaltung der marinen Biodiversität bei.
Salzwiesen tragen dazu bei, die Küstenlinie zu stabilisieren und vor Erosion durch Wellen und Stürmen zu schützen. Ihre nassen, salzigen und sauerstoffarmen Böden können Kohlenstoff viel besser speichern als viele andere Ökosysteme. Neben ihrer Funktion für Küstenschutz und Klimaregulierung bieten Salzwiesen Nahrung und Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere.