Schilf fürs Klima: MoorAgentur MV zeigt Chancen nasser Bewirtschaftung in Vorpommern
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Beim zweiten Moor-Feldtag der MoorAgentur MV stand der Schilfanbau auf wiedervernässten Mooren im Mittelpunkt. Landwirt*innen und Fachleute diskutierten über Bewirtschaftung, Verwertung und Perspektiven der Paludikultur.
26 Teilnehmende aus Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Beratung und Verwaltung kamen am 14. Oktober 2025 zum zweiten Moor-Feldtag der MoorAgentur MV im Polder Bargischow-Süd bei Anklam zusammen. Im Fokus standen die Chancen und Herausforderungen des Schilfanbaus auf nassen Moorstandorten – einer Maßnahme des Projektes Paludi MV, eines der vier Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz des Bundesumweltministeriums (BMUKN).
Das Pilotprojekt erprobt Paludikultur – also die landwirtschaftliche Nutzung wiedervernässter Moorböden – großflächig und praxisnah. Dabei sollen die Wasserstände auf den wiedervernässten Flächen ganzjährig möglichst flurnah gehalten werden.
Praxisnaher Einblick: Paludikultur im Polder Bargischow-Süd
Beim Feldtag informierten sich die Teilnehmenden über die erneuerten und neu gebauten Stauanlagen. Für die künftige Paludikultur-Bewirtschaftung im Polder ist nicht nur die Rückhaltung von Wasser entscheidend, sondern auch die Möglichkeit, den Wasserstand gezielt zu steuern – etwa für die Ernte und den Abtransport der Biomasse. Durch jahrzehntelange Entwässerung ist im Gebiet bereits mehr als ein Meter Torfboden verloren gegangen. Um weiteren Verlusten vorzubeugen und die Fläche nutzbar zu halten, sind regulierbare Stauanlagen erforderlich, damit kein Flachwassersee entsteht.
In diesem Jahr wurde erstmals eine Schilfkultur im Polder angelegt. Auf einer Teilfläche von elf Hektar wurden rund 80.000 Pflanzen gesetzt. Die letzten Jungpflanzen kamen erst vor Kurzem in den Boden. Die Etablierung der Schilffläche markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer nassen, klimaschonenden Nutzung der Moorböden.
Verwertungsmöglichkeiten von Schilf
Zum Abschluss besuchten die Teilnehmenden eine Mahdfläche, die traditionell für die Ernte von Dachschilf genutzt wird. Das Handwerk des Reetdachdeckens hat in Mecklenburg-Vorpommern eine lange Tradition und wurde 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Derzeit kann die Nachfrage nach regionalem Dachschilf nicht gedeckt werden – etwa 85 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Materials werden importiert. Der Schilfanbau auf nassen Mooren bietet daher große Potenziale für eine regionale Wertschöpfung. Neben der Nutzung als Dachmaterial kann Schilf auch als Dämmstoff, in der Papierherstellung oder als Festbrennstoff eingesetzt werden.
„Der Wandel gelingt nur gemeinsam“
In einer offenen Diskussionsrunde tauschten sich die Teilnehmenden über Herausforderungen und Chancen aus. Besonders die Perspektiven für Landwirt*innen standen im Mittelpunkt. Zum Abschluss betonte die Leiterin der MoorAgentur MV, Dr. Almut Mrotzek: „Jeder trägt auf seinem Gebiet ein kleines Stück für das große Ganze bei – letztendlich gelingt der Wandel nur gemeinsam. Ganz dringend müssen aber einige Rahmenbedingungen geklärt werden, damit wir in Mecklenburg-Vorpommern weiter vorankommen.“
Über die Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz
Die MoorAgentur MV ist Teil des Pilotprojektes Paludi-MV, welches vom Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) bis 2031 mit rund 16 Millionen Euro gefördert wird. Es ist eines von insgesamt vier bundesweiten Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz. Ziel der Pilotvorhaben ist es, Modelle für eine tragfähige, nasse Bewirtschaftung von Moorböden zu entwickeln – praxisnah, regional angepasst und übertragbar auf andere Standorte in Deutschland. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut die Pilotvorhaben als Projektträgerin.