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Sozialunternehmerische Innovationen in Brasilien für einen abfallfreien Ozean

geschlossen
Plastikflaschen und Plastikmüll schwimmen im Meer

Social Recycling Shipyard – a circular marine litter recycling concept (SRS Brazil)

Zuwendungsempfängerin

Black Forest Solutions GmbH

Durchführungspartner

seecon International Gmbh; ALTA Geotecnia Ltda.; Fraunhofer-Gesellschaft

  • Entwicklung eines "Kochbuchs für Meeresmüll" als Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Verwertung von Meeresmüll in der Produktion
  • Kapazitätsentwicklung von unternehmerischen Fähigkeiten für zirkuläres Unternehmertum – mit Schwerpunkt auf Plastikmüll und Meeresmüll – insbesondere bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen
  • Aufbau einer sozialunternehmerischen Recycling-Schiffswerft zur Herstellung von Fischerbooten und anderen Gegenständen aus Plastikabfällen
  • Ausweitung der Abfallsammlung und Einrichtung von kommunalen Sammelstellen für Kunststoffabfälle; Entwicklung digitaler „Ecopoints“ als Anreiz für Nutzer*innen

Laufzeit

laufend

01.02.2024 bis 31.12.2026

Verortung

Brasilien

Fördervolumen

5.999.487,99 €

Reduzierung von Meeresmüll: Was sind die konkreten Herausforderungen in der Guanabara-Bucht, Brasilien?

Die Guanabara-Bucht ist das wichtigste Ästuarsystem des Bundesstaates Rio de Janeiro und liegt in der zweitgrößten Metropolregion Brasiliens. Ihr Einzugsgebiet umfasst etwa 4.000 Quadratkilometer mit 16 Gemeinden, sieben Hauptflüssen und 51 kleineren Flüssen/Kanälen. Darüber hinaus umfasst das Gebiet zehn Millionen Einwohner*innen und ist von einer intensiven städtischen und industriellen Entwicklung geprägt. Rund um die Guanabara-Bucht existieren etwa fünf Fischerkolonien und mehr als zehn Verbände. Die Guanabara-Bucht ist stark von Plastikverschmutzung betroffen: Jeden Tag gelangen rund 90 Tonnen Müll in die Guanabara-Bucht. Die Abfälle, die in der Guanabara-Bucht landen, stammen hauptsächlich aus den umliegenden Gemeinden und werden über die verschiedenen Flüsse, die diese Gemeinden durchqueren, ins Meer geleitet. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und reichen von einer unzureichenden Infrastruktur und Logistik für die Müllabfuhr bis hin zu einem Mangel an Abfallbewusstsein und Informationen über die Auswirkungen einer unsachgemäßen Abfallentsorgung. Hinzu kommen fehlende finanzielle Anreize für eine ordnungsgemäße Abfallbewirtschaftung.

Die umliegenden Gemeinden sind größtenteils einkommensschwach und verfügen über schlechten Bildungsstand und schlechte sanitäre Verhältnisse. Hier ist die kommunale Abfallsammlung besonders unzureichend und unzuverlässig. Oft liegen die Häuser solcher Gemeinden nicht im Radius der Sammelroute und Anwohner*innen müssen ihre Abfälle zur nächstgelegenen Sammelstelle bringen. Angesichts dieser Situation und aufgrund mangelnden Bewusstseins suchen die Bürger*innen immer wieder nach dem „einfachsten" Weg, Abfälle zu entsorgen, entweder direkt in Flüsse oder in der Nähe der Häuser. Die zunehmende Plastikverschmutzung beeinträchtigt zudem auch den lokalen Fischereisektor und stellt die Fischer*innen vor Herausforderungen, die für ihren Lebensunterhalt auf gesunde Fischgründe angewiesen sind.

Welchen Beitrag leistet das Projekt zur Reduzierung von Meeresmüll?

Das Projekt zielt darauf ab, Meeresmüll in den Zielregionen (Guanabara-Bucht und umliegende Gemeinden) zu vermeiden und zu minimieren, und verfolgt dabei einen innovativen Ansatz: Es konzentriert sich auf das unternehmerische Potenzial der Meeresmüllvermeidung durch zirkuläre Geschäftsmodelle. Zu diesem Zweck verfolgt das Projekt mehrere Ansätze: Nach eingehenden Analysen der lokalen wirtschaftlichen Situation, aber auch der genauen Eigenschaften lokalen Plastikmülls, entwickelt das Projekt ein „Marine Litter Recipe Book". Dieses „Kochbuch" soll detaillierte Informationen über die Eigenschaften von Kunststoffabfällen enthalten (Polymerzusammensetzung, Mischungsanteile, Additive usw.). Ziel ist es, eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Verarbeitung von Kunststoffabfällen und die Herstellung neuer Produkte daraus zu liefern, um die Gründung neuer zirkulärer Unternehmen zu unterstützen. Das Recipe Book wird als Open-Source-Dokument verbreitet und anderen Projekten zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus stärkt das Projekt auch die unternehmerischen Fähigkeiten vor Ort, um die Entwicklung von kreislauforientierten Geschäftsmodellen mit dem Schwerpunkt Meeresmüll/Plastikabfälle zu fördern.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Gründung eines zirkulären Unternehmens, dem „Social Recycling Shipyard" (SRS). In dieser Pilotwerft werden Fischerboote und andere Gegenstände aus Kunststoffabfällen hergestellt. Die benötigten Kunststoffabfälle werden an Sammelstellen in den Gemeinden gesammelt, wo die Verbraucher*innen als Anreiz digitale „Ecopoints“ für ihre Kunststoffabfälle erhalten. Die Recycling-Schiffswerft ist ein soziales Geschäftsmodell, das benachteiligte Stakeholder einbezieht, darunter Fischer*innen in der Projektregion, junge Menschen, informelle Abfallarbeiter*innen, Jungunternehmer*innen und Frauen. Im Projektrahmen werden Schulungen angeboten, berufliche Kapazitäten in benachteiligten umliegenden Gemeinden gefördert, und die Einbeziehung informeller Abfallarbeiter*innen sowie Geschlechtergerechtigkeit sichergestellt.