Rund 30 Landwirt*innen kamen in Schleswig-Holstein zusammen, um sich ein Bild von der zukunftsfähigen Landwirtschaft auf wiedervernässten Moorböden zu machen.
Beim „Feldtag“ der Klimafarm, eines der vier vom Bundesumweltministerium geförderten Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz, erhielten die Besucher*innen in Erfde spannende Einblicke in die Arbeit des fünfköpfigen Teams um Projektleiterin Dr. Elena Zydek. Ziel des Modellbetriebes der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ist es, trockengelegte Moorflächen wiederzuvernässen, innovative Bewirtschaftungsmethoden zu testen und neue Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Erfolgreiche Siloernte auf nassen Moorflächen
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation der ersten Siloernte – einer Methode, bei der Pflanzen geerntet und durch Pressen und Gärung langfristig haltbar gemacht werden. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Babagump GmbH erläuterte das Team der Klimafarm, wie eine luftdicht abgedeckte Lagerstätte („Fahrsilo“) mit den geernteten Pflanzen von nassen Moorflächen angelegt wird. Für die Siloernte wurde zunächst eine Nasswiese auf wiedervernässtem Niedermoor mit einer Mähraupe gemäht und das Mahdgut per Ladewagen auf den Hof transportiert. Dort presste ein Walzschlepper das Pflanzenmaterial, das mit einem sogenannten Siliermittel luftdicht unter einer Folie abgedeckt wurde. Durch diesen Vorgang wird die Vergärung gesteuert und die Konservierung des Ernteguts sichergestellt - ähnlich wie bei der Herstellung von Grassilage.
Nach acht Wochen testete die Firma Babagump das Fahrsilo in einer Biogasanlage. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Paludipflanzen zeigen eine erstaunlich gute Silierfähigkeit. Ein zweiter Versuch ist bereits in Planung.
Von Biogas bis Baustoff: Neue Nutzungsmöglichkeiten für Paludikultur
Die Entwicklung der Paludikultur, also die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorböden, ist ein zentrales Anliegen der Klimafarm. Das Projekt verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Im Fokus steht der Aufbau von Wertschöpfungsketten, etwa für die Papierherstellung oder die Produktion von Baustoffen, um die auf Moorflächen angebauten Pflanzen optimal zu nutzen. Im kleineren Rahmen werden zudem Biogasversuche wie beim diesjährigen Feldtag durchgeführt, um auch die energetische Verwertung zu erproben und die bereits jetzt schon geernteten Rohstoffe nutzen zu können. Ziel ist es, eine wirtschaftlich tragfähige und gleichzeitig nachhaltige Landwirtschaft auf wiedervernässten Moorböden zu fördern.
Das Pilotvorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit rund 12,4 Millionen Euro bis 2031 gefördert. Die Klimafarm ist Teil eines deutschlandweiten Netzwerks von vier Pilotprojekten. In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Bayern untersuchen die Projektbeteiligten, wie trockengelegte und intensiv genutzte Moorböden, vornehmlich in Grünlandnutzung, in nasse Bewirtschaftungsweisen entsprechend unterschiedlicher Verwertungslinien überführt werden können. Die Pilotvorhaben sollen damit nicht nur innovative Ansätze für die Landwirtschaft liefern, sondern auch wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz gewinnen. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut die Pilotvorhaben als Projektträgerin im Auftrag des BMUV.