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31.03.2023

PtX Lab Lausitz diskutiert Bedeutung des Emissionshandels für den Seeverkehr

Beim PtX Lab Talk am 23. März skizzierten Expert*innen die Perspektiven für synthetische Kraftstoffe in der Schifffahrt.

Ab 2024 weitet die EU den Geltungsbereich ihres Emissionshandelssystem ETS unter anderem auf den Seeverkehr aus. Erstmals bekommen damit Schiffsemissionen ein Preisschild. Mit diesem Schritt soll auch in diesem Sektor die Antriebswende – weg von fossilen Energiequellen und hin zu nachhaltigen synthetischen Kraftstoffen – angeregt werden. Reichen die Regelungen aus, um die Treibhausgasneutralität im Seeverkehr voran zu bringen? Was braucht es zusätzlich? Diesen und weiteren Fragen ging am 23. März die neueste Ausgabe des PtX Lab Talk nach. Mehr als 70 Teilnehmer*innen beteiligten sich an der 5. Ausgabe des digitalen Austauschformats.     

Bemühungen greifen noch zu kurz

Im Vordergrund standen zunächst drei Impulsvorträge von Expert*innen Torben Nørgaard, Chief Technology Officer des dänischen Mærsk Mc-Kinney Møller Center for Zero Carbon Shipping, Delphine Gozillon, Sustainable Shipping Officer bei der europäischen Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) und Dr. Carola Kantz, stellvertretende Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). 

Torben Nørgaard teilte die Ergebnisse von Studien seines Hauses, in denen Daten und Perspektiven global agierender Reedereien, Treibstoffherstellern und Schiffsbauern analysiert wurden. Die drei Expert*innen waren sich darüber einig, dass das vom EU-ETS ausgehende Preissignal nicht ausreichend sein wird, um die Herstellung und Nutzung alternativer, vor allem grüner synthetischer, Schiffskraftstoffe in signifikantem Ausmaß auszulösen. Die Regelung müsse mit zusätzlichen Politikmaßnahmen ergänzt werden. Deshalb diskutierten die drei auch über die „FuelEU Maritime“, eine weitere Gesetzesinitiative der EU-Kommission, die eine Kraftstoffnorm für die Schifffahrt etablieren soll. Delphine Gozillon und Dr. Carola Kantz arbeiten beide in Brüssel und teilten Ergebnisse des Trilogs zur „FuelEU Maritime“, der erst wenige Stunden zuvor am frühen Morgen beendet wurde.

Beide bewerteten positiv, dass das EU-Parlament seine Forderung nach einer spezifischen Quote für PtX-Treibstoffe basierend auf erneuerbarem Strom („RFNBO“) durchsetzen konnte. Allerdings hätte man diese Quote höher ansetzen können, da durch die Möglichkeit, die Schiffe innerhalb einer Flotte gegenzurechnen, die Quoten mit nur einem umgerüsteten Schiff schnell erreicht werden können. Außerdem rechnete Delphine Gozillon an einem Beispiel vor, wie geringfügig sich die Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe auf die Konsumentenpreise auswirken.

Torben Nørgaard verwies darauf, dass die EU-Bemühungen selbst mit der FuelEU Maritime noch nicht ausreichen würden, den Seeverkehr bis 2050 auf die Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe auszurichten. Er stellt klar, dass bei der aktuellen Regulierung regenerative Kraftstoffe erst ab 2045 Wettbewerbsfähig werden. Auf Grundlage der vom VDMA entwickelten „Power-to-X Roadmap for the Maritime Energy Transition“ empfahl Carola Kantz der EU weitere Maßnahmen. Unter anderem warb sie dafür, die umfassende Lebenszyklusanalyse-Methodik der zwei genannten Gesetzesvorlagen („well-to-wake“) auch in der EU-Taxonomie anzuwenden. Nur so würden erneuerbare Treibstoffherstellung und -nutzung die dringend nötige Finanzierung erhalten.

Im Austausch mit mehr als 70 Teilnehmer*innen

In dem anschließenden Austausch mit den Teilnehmenden wurden weitere Maßnahmenoptionen wie eine mögliche Umrüstung der Schiffe und die Nutzung der staatlichen Einkünfte aus dem EU-ETS zur Förderung von alternativen Treibstoffen diskutiert. Außerdem wurden die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen und e-Diesel als Schiffskraftstoffe beleuchtet.

Kontakt

PtX Lab Lausitz Calauer Straße 70
03048 Cottbus
+49 355 478 89 131 E-Mail schreiben Zur Webseite des PtX Lab

PtX Lab Lausitz

Nahaufnahme einer chemischen Anlage

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